Nottingham - Heimat der ältesten Pubs Englands, Robin Hoods (seines Zeichens der Oskar Lafontaine des Mittelalters) und zwei der ältesten Fussballvereine der Welt: Notts County und Nottingham Forest. Einer dieser zwei Vereine sollte heute der Gastgeber für meinen Lieblingsklub im Vereinigten Königreich sein, und zwar kein geringerer als Forest - zweimaliger Sieger des Europokals der Landesmeister.
Da sowohl Nottingham als auch Forest schon seit jeher ein stärkeres Interesse in mir geweckt haben, war auch hier wieder klar, dass ich dort hin muss, wenn sich die Möglichkeit mit Millwall ergibt. Ich weiss nicht, ob es an der großen Vergangenheit von Forrest oder an der Legende dieses Strumpfhosen tragenden Hühnerdiebs lag, aber diesmal wurde zumindest so geplant, dass ich etwas mehr von dieser historischen Stadt am Trent sehe, als den Pub für die Away Supporter und das Stadion.
Gebucht wurde für diesen Trip ein Flug nach Birmingham, sowohl aus Kostengründen als auch wegen der Distanz, jedoch hab ich im Nachhinein nicht wirklich was Plus gemacht außer evtl Zeit. Also Freitag die letzte Mühle in FFM bestiegen und kurz vor Mitternacht mein „Paki-Hotel“ geentert (dazu aber später nochmal mehr). Früh morgens um 6 Uhr klingelte dann schon der Wecker und ab ging die Post. Da ich mir meine Zugtickets bereits nen Monat vorher gebucht hatte und noch dazu während der Nebenzeit (Off-Peak), kostete mich der Spaß lockere 17Pfund für Hin- und Rückfahrt. Da staunte selbst der Turbanträger, der mich zum Flughafen-Bahnhof brachte.
Während der knapp einstündigen Fahrt von Birmingham nach Nottingham wurde mir recht schnell bewusst, warum gerade über die Midlands kaum Reisführer existieren, denn insbesondere die Gegend um den Bahnhof und die Vororte Birminghams machten den Eindruck, als wäre die deutsche Luftwaffe erst letzte Woche drüber geflogen und nicht erst vor über 65 Jahren. Also das wenige was ich von der Stadt sehen konnte, deckte sich mit den Erzählungen von Freunden und Bekannten….die zweitgrößte Stadt Englands ist ein Scheißloch!
Ganz anders sah es dann, wie erwartet, in Nottingham aus. Dank meiner frühen Ankunft hatte ich etwas Zeit mir mal die Sehenswürdigkeiten anzusehen. Soll ja keiner sagen, ich bin nicht an Kultur interessiert. Der erste Stop hieß dann „Ye Old Trip to Jerusalem“, dem angeblich ältesten Pub der Insel, welches genau unterhalb von Nottingham Castle liegt. Die Kneipe hatte für morgens um Neun allerdings noch geschlossen…..sowas kann einem im Moseleck FFM nicht passieren, der Service ist also durchaus ausbaufähig. Also nüscht mit Frühschoppen! Circa 150 Meter die Straße rauf stand dann auch vor den Schlossmauern das Denkmal für den Sozialisten-Führer des Mittelalters. Kurz den Auslöser meiner “camera obscura“ gedrückt und weiter gings. Weiter 100 Meter oberhalb war dann auch schon der Eingang dieser Gemäuer, jedoch sind Robins Erben gar nicht mehr so sozial und wollten Wegzoll von meiner Wenigkeit. Da dies aber nun mal gar nicht meinem Verständnis einer gepflegten sozialistischen Diktatur entspricht, lehnte ich dankend ab und zog von dannen. Ein Blick in den Schlossgarten konnte ich noch erhaschen, sah sehr schön aus.
Jetzt noch kurz auf zum Rathaus und fertig war die Tour. Es hätte sicher noch 2-3 Sachen (wie das Brauereimuseum) gegeben, aber mir hat das gereicht, außerdem hat ich langsam Bierdurst.
Aber um noch kurz was zur Stadt zu sagen: sehr sehenswert, kurze Wege und auch sehr gut ausgeschildert.
Da um kurz vor 11 Uhr auch meine Kameraden aus South London eintrudeln sollten, bezog ich mal Stellung in einem Pub in Bahnhofsnähe. Nachdem ich dann aber ein Guinnes lang die Kundschaft sondiert habe, zog ich es vor, doch lieber am Bahnhof zu warten, denn 2 Jungs an der Theke sahen auch aus, als hätten deren Eltern mehr gemeinsam als einen Sohn.
Nachdem die Jungs dann da waren, gings nach diversen Pints auch schon zum Stadion. Kurz vorher landeten wir noch in einem Forest Pub, wo wir auch wieder etwas skeptisch beäugt wurden, also auch hier nur auf ein Bier geblieben.
Der Blick auf das Stadion, sehr schön direkt am Trent gelegen, wusste sehr zu gefallen. Überhaupt ein sehr geiles Stadion dieser City Ground. Und kurz nach der Ankunft ging es auch schon direkt los mit dem Spiel und man musste lediglich 4 Minuten warten bis Steve Morrison zum 1 zu 0 für Millwall einlochte. Dem Forest Anhang direkt über uns, welcher gerade noch fleißig am gestikulieren war, wurde natürlich erst mal schön das Maul gestopft, wie ich sowas liebe.Unterstützung des Millwall Anhangs ließ jedoch recht schnell an Intensivität und Lautstärke nach, Forrest dafür immer besser…wohl auch beflügelt durch das Spiel ihrer Mannschaft.
Man kann schon sagen das eher Forest das dominierende Team war, die vielen Torschüsse prallten jedoch, einer nach dem anderen, am grandiosen Millwall Schlussmann ab. Dieser Torwart hat den Namen auch wirklich verdient. Absolut verdient war auch Forests Anschlußtreffer kurz vor Schluß, ein absolut sehenswertes Spiel.
Nervig waren heute die Ordner, konnten die Leute in Bristol noch in Ruhe hinterm Block rauchen, schmiss man hier einige Jungs wegen des verbotenen Tabak Konsums raus. Lächerliche Scheiße sowas!
Nach dem Spiel dann wieder eine ordentliche Durchmischung der Fanlager, passiert is aber wohl nichts…ein Typ mit blutiger Nase kam uns entgegen, aber evtl ist der auch nur gegen nen Laternenpfahl gelaufen wie der Vogel, der uns kurz vor dem Bahnhof vor den Füßen rumstolperte.Am Bahnhof dann verabschiedet, denn ich musste ja einen andern Zug nehmen.
Zurück in meinem Hotel und mit riesen Hunger dachte ich dann es wäre ne Top Idee im Hotelrestaurant was zu mir zu nehmen….während mir dann auf dem Weg die Treppe runter schon erste orientalische Klänge entgegen kamen, beschlich mich schon das Gefühl….da ist was Faul! Und siehe da, ne Moslem/ Paki Hochzeit…is ja auch mal was. Die ganze Veranstaltung war aber schon fast zu Ende, somit dem schlimmsten entgangen…schon sehr komisches Volk. Überhaupt war die ganze Belegschaft des Hotels offenbar aus der ehemaligen Kolonie Britisch-Indien.
Witzig auch die Taxifahrer, welche mich vier mal ein und denselben Weg gefahren haben, jedoch vier mal nen andern Preis hatten, erinnerten schon schwer an Osteuropäische Verhältnisse. Ich nehm an, das es sich dabei um meinen, unfreiwilligen Beitrag für die Opfer der Flutkatastrophe handelt.
Ansonsten wie immer ein starker Ausflug mit vielen neuen Impressionen, einem Unentschieden, nem kleinen Minus auf dem Konto, kein festgenommener Luxemburger und einigen Pints mit den sympathischsten Tommys die es gibt
Weitere Impressionen aus Nottingham und der Luft
"Nottingham Ebby from MSV Duisburg" war auch da
Der Ground von Lokalrivalen Notts County...nur einen Steinwurf entfernt
Innenstadt
Rathaus
Nottingham Castle
Nottingham Castle
Der Ärmelkanal...oben das Festland und unten die Insel
Birmingham
