Dienstag, 24. Februar 2015

14.02.15 SV Wehen Wiesbaden vs BSG Energie Cottbus & SG Eintrach Frankfurt vs Schalke

Da euer Autor mal wieder nicht aus den Puschen kommt, irgendwie gar keine Lust hat und vor allem bei beiden Spielen fürchtlerlich betrunken war, hat er seinem slawischen Begleiter L. aufgetragen einen Bericht zu diesem Jahrhundert Event zu verfassen. Wie ich finde ist ihm das auch sehr gut gelungen.

Man muss immer trunken sein. Das ist alles, die einzige Lösung. Um nicht das furchtbare Joch der Zeit zu fühlen, das eure Schultern zerbricht und euch zur Erde beugt, müsset ihr euch berauschen, zügellos. Denn das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel. Zwei Mal, mit bemühter logische Verbindung verbunden, nostalgie de la boue vom Feinsten – von Zweien, die es wissen müssen: Einmal urbanes 19. Jahrhundert mit dem trendbewussten Rinnstein-Blagueur Baudelaire, einmal kosmopolitisches 20. Jahrhundert mit dem heruntergekommenen Gossen-Buddah Bukowski.
Beide Charlies hatten aus diesen oder jenen Gründen mit Fußball eher weniger am Hut, müssen aber an dieser Stelle herhalten, den Prätext liefern für die eigene nostalgie de la bière, die sich allzu oft manifestiert, wenn das runde Leder ruft. Wie etwa an einem grauen Samstag im Februar, als zur fortgeschrittenen Mittagsstunde eine S-Bahn im Wiesbadener Hauptbahnhof einrollte. Zwei leicht angetrunkene Gestalten entstiegen dieser, froh, am ersten Ziel dieses Tages angekommen zu sein, noch froher, endlich wieder ihr hart verdientes Geld gegen alkoholische Getränke eintauschen zu können. Hatten sie doch die mitgeführten Biervorräte auf der just beendeten, über zweistündigen Bahnfahrt restlos aufgebraucht. Zu jenen beiden Gestalten sollten sich noch einige Diaspora-Lausitzer gesellen, auch ein Frankfurter reihte sich ein in den trinkwütigen Mob, der sich nach einiger Zeit Richtung hässlicher Blechhütte, die hier Arena heißt, bewegte. Denn der eigentliche Grund der Reise war der Dritte-Liga-Knaller Wehen-Wiesbaden gegen Cottbus. In den ersten 45 Minuten wurde die etwa 2.500 Zuschauer allerdings Zeuge eines durchwachsenen Spiels mit leichter Überlegenheit der Heimmannschaft, die nach bereits 10 Minuten in Führung ging. Stimmung bei Cottbus mal so, mal so, auf der Heimseite eher so als so. 
Irgendwann war dann Halbzeit, die Bierstandumgebung samt angenehmer Gesprächskultur war so einladend, dass man das überschaubare Areal auch nach Wiederanpfiff nicht verließ und somit den Sturmlauf des Gästeteams verpasste. Denn am Ende konnten die Lausitzer 3 Punkte mit nach Hause nehmen. Die zwei wackeren Gesellen und der Frankfurter nahmen hingegen ihre Beine in die Hand, stand doch ein weiteres Spiel auf dem Plan, sogar eines der höchsten deutschen Spielklasse. Oha. Darauf schnell ein Bier.

SG Eintracht Frankfurt – Schalke 04 sollte es also sein, der krönende Abschluss des Tages. Verführerisch die Stände, die mit alkoholischen Getränken locken auf dem Fußweg Richtung Frankfurter Stadion, sodass man gerne Halt macht, um die eigenen Akkus wieder aufzuladen. Leichte Komplikationen bei der Kartenfrage mussten noch aus dem Weg geräumt werden – an dieser Stelle gilt dem genannten Frankfurter der Dank der zweiköpfigen Reisegesellschaft –, bis die restlos ausverkaufte Spielstätte betreten werden konnte. Hier glänzten die Heimfans mit einer aufwendigen Choreographie, ab und an mit beeindruckender Lautstärke. Gäste auch zuhauf anwesend, doch zu hören waren sie kaum. Fußball schön und gut, doch wenn die Zunge am Gaumen klebt, muss Abhilfe geschaffen werden. Daher wurde ohne lange Diskussion entschieden, trotz gerade angepfiffener zweiten Halbzeit, jenseits der Stadiontore den Durst mit allen Mitteln zu bekämpfen. Während dieses Unterfangens wurden laute Jubelschreie vernommen, ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Heimmannschaft ein Tor geschossen hat. Es sollte das einzige Tor des Abends bleiben. Und dies soll auch der Schlusspunkt sein dieser Retrospektive, wartete doch auf die Reisenden nur noch eine längere, dank einsetzender alkoholbedingter Nebenwirkungen leider leicht unangenehme Bahnfahrt. Doch alles findet ein Ende, die Fahrt fand eins, dieses bemühte Aneinanderreihung von Wörtern und Sätzen nun auch.




Die Fotos wurden genau so dreist gestohlen wie die oberschlesische Heimat meines Gastautors.