Da unseren Offenbacher nicht
einmal der letzte Ausflug zum Den entmutigen konnte, hat er sich tatsächlich
schon wieder ein Heimspiel angetan und wurde sogar dafür belohnt. Hier sein
Bericht:
Nach dem letzten Trip nach Süd- London
zum Spiel gegen Oldham Athletics Ende April diesen Jahres war klar, Heimspiele
machen aktuell keinen Sinn. Da waren der Blog- Betreiber und ich uns einig.
Wenig Atmosphäre, London immer teurer…..dann doch lieber mit der angestammt
Reisegruppe ( inklusive dem Manager und dem Anwalt) eine interessante
Auswärtstour. Reizvolle Ziele gibt es durchaus. Doch manchmal läuft es
anders……..in einer Bierlaune wurde entschieden, einfach mal einen Flug zum
möglichen Aufstiegsfinale zu buchen, ohne Stornomöglichkeit….!
Nachdem Millwall die Play Offs
erreicht hatte und der Gegner mit Bradford City feststand, stieg die Hoffnung
auf das Erreichen des Finales. Als klar war, dass das Rückspiel im The Den an
einem Freitagabend stattfinden würde, stieg die Motivation dabei zu sein.
Alsbald wurde Kontakt zu den üblichen Verdächtigen aufgenommen und aus
unterschiedlichen Gründen war nur der Anwalt zu begeistern. Kurzum wurden die
Flugmöglichkeiten ausgelotet und ein akzeptables Angebot angenommen. Nach
kurzen Diskussionen wurden diesmal Tickets auf dem Barry Kitchener Stand, in
der Nähe der Gästetribüne, geordert.
Am Spieltag traf sich die
deutsche Fraktion an der London Bridge im Pub „Old Kings Head“. Um die
Wartezeit auf den Anwalt zu überbrücken wurde sich dem ein oder anderen Fosters
gewidmet. Der Pub, als auch die Gasse davor, war mehr als gut besucht und das
anwesende Klientel zeigte sich in Laune. Es wurden einige Worte mit den bekannten
Gesichtern gewechselt und als der Anwalt endlich eintraf, konnten noch zwei
Pints zur Begrüßung genommen werden. Mr. Belvedere konnte nicht an der London
Bridge zugegen sein, da er am Nachmittag auf einer Beerdigung verweilte. Als
Treffpunkt war ein Wetherspoons Pub an Surrey Quays ausgemacht. Das germanische
Duo traf ein, steuerte direkt die Theke an und labte sich am angebotenen Ale.
Da unser Gastgeber nicht kam sondern irgendwo anders trank war der Plan ihm
entgegenzugehen. Schnell noch ein Pint geordert und los ging es. Mit dem Glas
in der Hand machten wir uns auf den Weg. Offensichtlich bekam der Anwalt
Gewissensbisse, denn er merkte an, man könne doch nicht mit dem Glas einfach so
weggehen. Das mag im Münsterland vielleicht so sein, wenn der normale Pöbel da
ist, dann ist das sogar fast Pflicht.
Trotz zweier Telefonate fand man sich nicht, folglich gingen wir zu
zweit zum Ground. Mr. Belvedere treffen wir nach dem Spiel sowieso in irgend einem
Pub.
Wir gingen zum Stadion und legten
dabei einen Teil des Weges zurück, der durch den Film „Football Factory“
bekannt sein dürfte. Über Bahnüberführungen, durch Torbögen und vorbei an einer
Benzinraffinerie. Die Massen strömten zum Stadion und plötzlich standen wir
davor. Es war gerichtet. Der Eingangsbereich war schnell gemeistert….ohne
lästiges Abtasten von zu Recht unterbezahltem Sicherheitspersonal. Es waren
noch gut 5min bis zum Anpfiff, also Zeit genug um noch ein letztes Pint zu
nehmen. Die Einlaufmusik lief, fix austrinken und ab auf den Sitzplatz. Dort
angekommen wurde gleich klar, heute läuft es anders als gegen Oldham. Im Block
2 stand jeder und kein Steward zu sehen. Der Gästeblock war mit gut 1.700
Supportern anständig gefüllt. Das Hinspiel hatten The Lions mit 1:3 auswärts
gewonnen und somit war klar, von Bradford muß heute was kommen. So oder so.
Bradford City zeigte sich auf dem Platz sehr engagiert und versuchte sein Glück
in der Offensive, untermauert durch die Gesänge der Gäste. Allerdings wurde
dies mit sofortigem Gepöbel und Gebrülle des Heimanhangs gekontert. Bei mir
entstand der Eindruck im falschen Stadion zu sein, denn die letzten Heimspiele,
besonders gegen Oldham, waren wirkliche Enttäuschungen. Millwall fand besser
ins Spiel und ging dann durch den Spieler der Saison ( Gregory) mit 1:0 in
Führung. Jetzt brachen alle Dämme und das Stadion verwandelte sich in ein
Tollhaus. Das macht Freude! Bradford glich dann etwa 10 Minuten später zum 1:1
aus. Sehr gut, denn so konnte die Spannung gehalten werden. Halbzeit…..schnell
raus und fix die Sanitäranlagen aufsuchen. Wie bei allen Besuchen in englischen
Stadien, hier treffen sich die Freunde des Tabaks und des Schneegestöbers. Zu
Beginn der zweiten Halbzeit waren wir wieder auf unseren Plätzen und erfreuten
uns der letzten 45 Minuten. Sportlich passierte nicht mehr all zu viel.
Zugegeben, meine Aufmerksamkeit galt auch mehr dem Treiben auf den Tribünen.
Bradford drückte, Millwall verteidigte. Interessanter waren aber die üblen
Pöbelleien des Heimanhangs gegen Gästespieler und -fans. Immer wieder
interessant woher sie wissen, welche sexuellen Vorlieben ein Spieler oder Fan
der Gäste hat. Oder was die Mutter beruflich macht. Alter spielt keine Rolle, ein Schandmaul kann
man auch mit 10 Jahren haben. Herrlich! Interessant wurde es wieder in den
letzten Minuten auf dem Spielfeld. Rund um den Platz versammelten sich die
freudig erregten Millwallanhänger und wollten feiern. Der Pfiff des
Schiedsrichters ertönte und sie rannten auf das Grün, einige Hundert. Sah
erstmal ganz gut aus ……allerdings hatte der Schiedsrichter lediglich Abseits
gepfiffen. Es dauerte einige Zeit bis der Platz wieder fanfrei war. Bradford
griff noch mal an, aber die Hereingabe verfehlte seinen Abnehmer und kurz bevor
der Ball über Seitenauslinie rollte, stürmte eine Millwallkoryphäre heran und
bolzte die Murmel quer durch die eigene Spielhälfte. Blöd war nur, daß der
Befreiungsschlag von einem jungen Mann mit Jeans, Polohemd und Millwall- Flagge
in der Hand durchgeführt wurde. Erneut liefen Fans auf den Platz. Immer wieder
erfolgten Durchsagen, die Leute sollen nicht auf das Spielfeld rennen. Irgendwann
hatte der Unparteiische ein Einsehen und pfiff ab. 1:1….Finale erreicht. Mir
fiel ein kleiner Stein vom Herzen, Flug nicht umsonst gebucht. Nach dem Abpfiff
rannten einige Tausend auf das Feld und feierten. Die Spieler verschwanden
ziemlich angepisst in Richtung Kabine. Die Durchsage, dass die Akteure erst
wieder aus den Katakomben kommen wenn der Platz frei von Fans ist, wurde
konsequent ignoriert. Wen interessieren schon die Spieler, wenn man sich
anderem widmen kann? Überwiegend die Youngster bauten sich zeitgleich vor der
Gästetribüne auf und provozierten diese. Passiert ist letztendlich aber nichts….lag
auch daran, dass Bradford auf dem Oberrang untergebracht wurde und der
Unterrang gesperrt war. Irgendwann kam dann die Staatsmacht samt Pferdestafel
um die Jungs in die andere Spielhälfte zu drängen. Grund genug für mich die
Tribüne zu verlassen, auszutreten und mal Kontakt zu Mr. Belvedere aufzunehmen.
Nach kurzem Telefonat war klar,
er turnt noch „mit den Kindern“ auf dem Platz herum. Den Anwalt und mich
dürstet es sehr und wir gingen strammen Schrittes zurück zum Pub an Surrey
Quays. Dort erfreuten wir uns an den recht niedrigen Preisen und tranken für
etwas mehr als 2 Pfund das ein oder andere Pint. Danach verlagerten wir unser Gelage wieder zu London Bridge um dort
etwas zu essen. Welche Art „Fleisch“ der Kebap des Anwalts war, ließ sich zum
Glück nicht mehr klären. Zum Abschluß des Abends trafen wir Mr. Belvedere im
Pub „The Sheaf“ um dort von seinem Vater zu einem frisch gezapften Pint Veltins
eingeladen zu werden. Na prima?! Mit dem letzten Zug machten wir uns auf den
Weg nach Belvedere. Am Bahnsteig trafen wir einen Millwallanhänger der uns sein
Leid klagte, nicht beim Finale am kommenden Sonntag in Wembley dabei sein zu
können. Grund hierfür sei, er habe im letzten Jahr im „Oblix“ einen Tisch zum
Lunch reserviert und diesen Termin im Mai erhalten. Tja….manchmal ist man der
Hund, manchmal der Baum.
In Belvedere angekommen ging es
auch bald ins Bett. Am nächsten Morgen wollten der Anwalt und meiner einer noch
ein traditionelles English Breakfast einnehmen. Nach einer Ochsentour mit Bus
und Zug gingen wir in einen von der Fuller- Brauerei betriebenen Pub. Feiner
Ausklang eines Kurztrips nach Süd- London. Trotz der guten Zeit…… der Manager
und der Brauer haben doch irgendwie gefehlt, auch wenn sie keine Sportskanonen
sind. Wird Zeit für einen neuen gemeinsamen Trip!
Nächste Woche geht es zum Finale
nach Wembley, und mit etwas Glück kann der Anwalt wieder dabei sein……….