Der
August neigt sich bereits dem Ende zu, die aktuelle Saison läuft
schon wieder ein paar Wochen und euer werter Schreiberling hat es
tatsächlich noch nicht hinbekommen in der laufenden Spielzeit einer
Partie seiner zwei favorisierten Vereine zu schauen. Außer einem
eher langweiligem Besuch bei Differdange vs. Uetrecht ist bisher
generell noch nicht viel passiert in Sachen Fussball. Ersatz muss
her! Wieder einmal bot sich eine Begegnung an, bei der schon der
Namen der beiden beteiligten Vereine einige Krawalltouristen
hellhörig werden lässt. Fast schon legendär ist das Skandalspiel
vom Vatertag 1999. Man muss nur danach auf den bekannten
Online-Video-Portalen suchen und wird schnell fündig. Wasserwerfer,
brennende Müllcontainer, Straßenschlachten mit der Staatsmacht und
eine Demontage der Gästetribüne lassen erkennen, dass sich die
beiden Szenen zum fressen gern haben.
Viel
Zeit ist seit dem vergangen. Nach diversen Auf- und Abstiegen beider
Vereine sollte also nun, 13 Jahre nach dem letzten
Aufeinandertreffen, die Begegnung der Kickers aus Offenbach und dem
SV Waldhof im unwürdigen Rahmen der vierten Liga stattfinden. Wie
schon das Karlsruhe Spiel, wurde auch dieses Duell ganz dick und rot
im Kalender angestrichen. Denn eines war wieder klar, beide Szenen
werden ordentlich mobil machen. So viele Highlights sind in der
Regionalliga Südwest ohnehin nicht vorhanden und die wenigen muss
man nutzen.
Offenbach
war in der Vergangenheit eigentlich nie wirklich auf meiner Rechnung,
schien mir doch die Szene nach der „Vatertagsrandale“ komplett
tot. Doch über die Jahre hat man sich auch rechts des Mains offenbar
wieder etwas erholt und trotz, oder gerade wegen des Abstiegs und der
knapp abgewendeten Totalpleite der Kickers, steht man dem Verein
jetzt erst Recht mit ordentlichen Zahlen an Auswärtsfahrern zur
Seite. Die verhältnismäßig kurzen Strecken kann sich nun auch der
ärmste Zigeuner leisten und nutzt so die Chance, seinen Wohnwagen
mal wieder in Bewegung zu setzen.
Am
Spieltag sammelten sich Gerüchten zufolge wieder einige Mannheimer
Schwergewichte innerhalb der Innenstadt um eventuellen Besuch etwas
die Stadt zu zeigen. Jedoch schien der erwartete Besuch den
Startpunkt dieser ganz speziellen Stadtführung nicht zu kennen und
zog direkt zum Stadion. Vielleicht hörte man auch einfach, dass es
mehr „Guides“ gibt als benötigt und für deren Kosten ebenfalls
aufkommen müsste. Schließlich will jeder was ab vom Kuchen.
Währenddessen zog der Tross der Offenbacher Zugfahrer, scheinbar
ohne besondere Vorkommnisse, zum Stadion. Dort sammelte sich wieder
mal ein größeres Begrüßungskomitee, welches schon erahnen ließ,
wie der Tag enden könnte.
Für
den passenden Rahmen innerhalb des Stadions sorgte wieder die
Fraktion um die Ultras Mannheim mit 'ner Choreo und die Offenbacher
mit sich selbst. Dass alle die selben T-Shirts trugen war ja im
Grunde schon Choreo genug. Stimmungstechnisch war der Gästeblock
dann doch ganz annehmbar, als endlich auch wirklich alle im Sektor
waren. Heimseite fand ich ok, aber nicht überragend. Da war gegen KA
schon etwas mehr los. Ansonsten hab ich wenig darauf geachtet wer
wann was singt und wie laut. An die unheimlich kreativen und
brachialen Gesänge der Karlsruher kommt ohnehin keine Szene ran,
deswegen hör' ich beim Rest gar nicht mehr hin.
In
der Halbzeitpause sah es aus, als wollten einige der Gäste doch mal
in Richtung Heimsektor kommen und machten sich am Zaun zu schaffen.
Vermutlich hat das Gerücht die Runde gemacht das es außerhalb des
Gästeblocks noch mehr sanitäre Anlagen gibt. Denn in Frankfurts
Nachbarghetto bekommt man nicht oft die Gelegenheit, sich mit
fließendem Wasser die Poren zu reinigen, und da die Klos im für sie
vorgesehenen Bereich bereits hoffnungslos überfüllt zu sein
schienen, versuchte man sich auf diesem Wege etwas Körperhygiene zu
erschleichen. Auf Mannheimer Seite roch man den Braten jedoch, der
aufgrund der immensen Wasserkosten auf sie zu käme. Kurzum wurde
wieder einiges an Wurfgeschossen mit Polizei und Gästefäns
ausgeteilt, bevor sich die Situation nach gut 10 Minuten wieder etwas
beruhigte und sich beide Seiten wieder dem Spiel widmeten. Dieses
konnte die Herren aus der Kurpfalz letzten Endes für sich
entscheiden.
Um
weiteren schlimmen Nebenerscheinungen aus dem Wege zu gehen, zog es
euer Autor vor, sich im benachbarten China Restaurant etwas früher
auf ein Gläschen Bier zurück zu ziehen, um sich später der
ausgelassenen Feierei der Heimseite auf der Straße zu erfreuen, so
zumindest erwartete ich es. Völlig unerwartet mischten sich mit der
Zeit wieder einige Verrückte unter die euphorisierte Menge und
begann die zum Schutz der Gäste abgestellten Polizisten zu reizen.
Nach mehrfacher Warnung seitens der Staatsmacht, konnte diese nun
endlich mal ihren neuen Wasserwerfer ausprobieren. Der Mob antwortete
mit Wurfgeschossen und Pyrotechnik. Einfach unverbesserlich. Im
großen und ganzen hielt sich das Ganze in meinen Augen aber ziemlich
in Grenzen. Ob man wirklich mit Wasserwerfern „arbeiten“ muss
bezweifle ich. Aber es gibt der ganzen Veranstaltung definitiv einen
festlicheren Rahmen als unkreatives Geknüppel. Zudem kann die
Polizei im Nachhinein erzählen, dass der brutale Mob den ersten
Wasserwerfer Einsatz seit 20 Jahren in Mannheim nötig machte und
schafft sich wieder selbst eine Daseinsberechtigung. Von den
Offenbachern sah man nach dem Spiel relativ wenig. Einige Autofahrer
wurden von der Polizei etwas unbedacht und unbewacht zu ihren Autos
gelassen. Daraufhin setzte auf der Heimseite direkt eine kleine
Völkerwanderung ein, außer Gepöbel geschah aber meines Wissens
nicht viel. Handelte es sich doch vorwiegend um „normale Menschen“
( soll's auch in OF geben) und jegliche Intervention zum Nachteil
dieser wehrlosen Minderheit wäre sicher auch nicht vertretbar.
Nach
all diesen verrückten Geschichten gings schon wieder ab nach Hause,
oder für die Gäste zurück in die Wohnwagensiedlung.