Inzwischen auf dem Weg zurück
nach Birmingham:
Wie erwartet findet unser
Taxifahrer den Weg zum Stadion nicht direkt. Der Manager und der Anwalt
schieben bereits etwas Hass wegen der Unfähigkeit unseres Fakirs. Die
Standarddiskussion über die Fahrkünste von Taxifahrern in London und dem Rest
des Landes beginnt mal wieder und erneut sind wir uns sicher, die Jungs mit dem
Turban können es einfach nicht. Und Bescheißen wollen sie einen auch immer
wieder. Als im Stadion bereits die 15. Minute lief, setzte uns dieser Vogel
endlich ab. Sein erster Versuch, uns an einem Fanartikelstand ins Freie zu
setzen, hätte ihn fast seinen Bart gekostet. „ Sieht das aus wie ein Stadion?“.
Es ist wirklich zum verrückt werden. 35 Pfund kosteten uns die 15 Meilen von
Wolverhampton bis zum Villa Park. Für den Preis sollte man nicht meckern. Wir
tun es dennoch.
Am Villa Park standen wie vor dem
nächsten Problem, wo ist der verdammte Ticketschalter? Also einmal ums ganze
Stadion gerannt, geschmeidige 30 (?) Pfund für eine Karte im Familienblock auf
dem North Stand hingelegt und „schon“ konnten wir unsere Plätze beziehen. Ich
glaube, es war die 30. Minute. Auf der Anzeigetafel stand es zu diesem
Zeitpunkt bereits 1:0. Ich bin es ja gewohnt, Spiele wieder in der Halbzeit zu
verlassen oder am Bierstand zu verquatschen. Aber derart spät war ich echt
schon lang nicht mehr. Aber was soll`s. Ein Intro verpasste hier eh nicht. Und
grundsätzlich reicht für dieses furchtbare Event-Publikum auch `ne Halbzeit.
Das Stadion war, wie erwartet,
eine Wucht. Für mich aber beinahe einen Tick zu groß. Unsere Plätze hatten wir
in der rechten Ecke im Oberrang des North Stands. Der Blick auf den Platz geht
in Ordnung, für große Menschen ist das aber nichts. Bei der Beinfreiheit fühlt
man sich selbst in einem Ryan Air-Flieger wie in der Business Class. Für 30
Pfund sollte ich aber auch nicht allzu viel erwarten. Im Vergleich zu den
großen Londoner Vereinen ist das schon recht preiswert, für Familien wird so
ein Ausflug jedoch schnell zum finanziellen Kraftakt. Die Stimmung? Wie
erwartet….scheiße! Ich hasse Premier League. Sicher, nach den Toren zeigen sie
mal was von ihrem Potential. Aber das tun sie alle. Obwohl, Everton zeigte gar
nichts, außer ihre Körper. Ich wollte Everton eigentlich immer mal sehen,
gerade auch auswärts. Dieser Auftritt war aber keine Werbung für die blauen
Scouser. Immerhin wurden wir während unserer Anwesenheit Zeuge von vier Toren.
Somit waren es den gesamten Tag exakt 11 Tore. Wann sieht man so was schon mal?
Nach dem sich die Tribünen
endlich wieder geleert hatten, wollten wir eigentlich nur schnell ein paar
Fotos machen. Der Ordnungsdienst fiel mir aber dermaßen negativ auf, dass ich
mit meiner Wortwahl doch recht vorsichtig sein musste. Teure Tickets darfst du
kaufen, den ganzen Dreck aus dem Fanshop auch. Aber bitte verpiss dich nach dem
Spiel ganz zügig aus dem Stadion! Immerhin konnte man sie auf Deutsch
beleidigen. Fotzen!
So, jetzt konnten wir
eeeeeeendlich zu dem übergehen, was wir den gesamten Tag ziemlich
vernachlässigt hatten. Dem Suff. Zu diesem Zweck nutzten wir natürlich die
Innenstadt von Birmingham. Ich muss zugeben, bei meinen letzten Stopps in
Englands zweitgrößter Metropole war mein Gesamteindruck erst mal sehr negativ.
Auch bei den anderen drei war die Erwartungshaltung ziemlich tief angesiedelt.
Ein kleiner Spaziergang durch die Innenstadt genügte aber schon, um für ein
paar positiv überraschte Deutsche zu sorgen. Es ist gar nicht so scheiße wie
wir dachten. Den besten Eindruck einer Stadt bekommt man aber im Nachtleben.
Und das war, unseres Erachtens nach, sehr sehr fein. Bei all den geilen Uschis,
die sich dort tummelten, wussten wir gar nicht, wo man zuerst hin glotzen soll.
Der Manager glotze einfach auf ein Stück „Frühstückswurst“, die auf dem Boden
lag um sich abzulenken. Wer gedacht hat, so`n Akademiker braucht gehobenes
Kabarett, um sich zu amüsieren, der hätte sich verwundert die Augen gerieben,
wie sich der Manager an diesem bescheuerten Stück Wurst erfreute. Aus Freude
über seine Freude verlor ich im Überschwang der Gefühle auch noch das Bier in
meinem Mund an den Teppich. Hoffentlich hat keiner mitbekommen, wo wir herkommen.
Da blieb nur noch die Flucht nach vorn und in ein anderes Lokal. Ein paar
Straßen weiter fand sich ein sehr ordentlicher Laden mit Außenbereich und
überaus attraktiven weiblichen Gästen. Ich könnte euch jetzt den Namen nennen,
aber auf die Gefahr hin, dass dort irgendwann mal ein „Cartel“ mit
hochgekrempelten Selvedge Jeans, bescheuerten Socken und orthopädischen Schuhen
aufläuft, lassen wir dit lieber stecken. Da die Damen mit uns eh nicht reden
wollten, nahm sich dann ein albanischer Türsteher unseres sabbernden Haufens
an. Irgendwann sollte er mal raten aus welchen Regionen in Deutschland wir
kommen. Nach kurzem überlegen, schaute er auf euren Autor und meinte: „ der
kommt auf jedem Fall vom Dorf“. So etwas von jemanden zu hören, der vermutlich
von einem Tanzbären gestillt wurde, und dann noch das blöde Grinsen eines
echten Spreewald-Bauerns und unseres Offenbacher Zigeuners, kratzte schon etwas
an der Seele. Aber gut, ich war ja eben wie `nen Landlord angezogen, nur mit
Turnschuhen.
Was bleibt von diesem Ausflug?
Birmingham sieht uns definitiv wieder! Die Stadt ist wesentlich besser als ihr
Ruf, ist (wegen des Flughafens) ein Topausgangspunkt für Reisen in den Midlands
und den Rest der Insel. Und, vor allem ist Birmingham einfach nicht so
furchtbar überlaufen wie London. Was sich auch im Preisniveau äußert. Nur eines
gilt es immer zu beachten… Finger weg von pakistanischen Taxifahrern!