…zurück in Manchester, hieß es erst einmal wieder ungesundes Pub Food in sich hineinstopfen, bevor wir noch eine kleine Runde durch Manchesters Lokalitäten drehen konnten. Leider verabschiedete sich der Manager etwas früher in unser gemeinsames Domizil. Die Schuld an seinem Leistungsabfall versuchte er (wie gewohnt) seinen Zimmerkollegen in die Schuhe zu schieben. Mit „Clubbing“ war also auch dieses Mal nichts beim Manager. Aber auch die verbliebenen Drei machten keinen großen Abriss mehr. Ein paar Läden im Northern Quarter wurden zwar noch für ein paar Pints angesteuert und die knapp bekleidete Damenwelt begutachtet, aber geplant war das irgendwie anders. So ein „ Away Day“ schlaucht einen doch etwas mehr als man sich manchmal eingestehen möchte.
Der Sonntag stand im Zeichen von ein bisschen „Sightseeing“ und dem großen Derby in Manchester. Wirklich gucken wollte es zwar ohnehin nur meine Wenigkeit. Aber wir wollten gemeinsam wenigstens mal etwas Atmosphäre schnuppern, bevor die Herren zum Flughafen mussten. Zuvor sollte uns jedoch das „National Football Museum“ ertragen.
Wie viele andere Museen auf der Insel, war auch dieses vom Eintritt befreit. Wie gemacht für knauserige Ossis. Den behämmerten Malayen, Koreaner und Chinesen, die dort bereits im kompletten ManU-Dress auflaufen, könnte man jedoch gleich mal 50 Pfund abnehmen. Das würden die Jungs vermutlich auch genau so bereitwillig zahlen wie die absurden Preise der Ticketagenturen für das Derby bzw. generell für Premier League-Spiele. Selbstverständlich waren es auch die Asiaten, die sich um die Duplikate des FA-Cups scharrten und Fotos damit wollten. Wir widmeten uns indes dem Rest der Ausstellung. Hier erhält der interessierte Fußball-Fan alle Informationen rund um das runde Leder. Die Fotos sollten euch einen kleinen Einblick davon geben.
Nicht weit entfernt vom Museum befand sich auch der Pub, in dem ein paar Tage zuvor Sevilla von einem Mob aus Polen (man munkelt Breslau) zeigen musste, was sie können. Somit gehörte diese Lokalität ebenfalls zu den „ Must Haves“ auf unser Sightseeing-Liste. Ob es dort zu Regel gehört, Bier in Plastikbechern auszuschenken oder ob es am Derby lag, wer weiß. Ich gehe von zweiterem aus. Apropos Derby: Bei dem wollten wir ja auch noch vorbei gucken. Der bequemste Weg zum Old Trafford ist sicher die „Metro“, wir sind zwar in den zwei Tagen davor auch schon sehr ordentlich durch die Gegend gewandert, aber bis dort hin ist es aus dem Stadtzentrum doch etwas sehr weit. So wurden zwar die Treter geschont, aber für Menschen mit Platzangst war der Viehtransport nichts. Ich hatte nicht den Eindruck, dass man für das Spiel extra ein paar Bahnen mehr eingesetzt hätte. Die Passagiere wurden lediglich darauf hingewiesen, dass es wegen des Fußballspiels zu Verzögerungen kommen könnte.
Die Gegend um den ManU Ground hatte ich mir immer wesentlich finsterer vorgestellt. Keine Ahnung, ob ich mich da grundsätzlich getäuscht habe oder ob sich in der Gegend einfach viel getan hat. Die allerschlechteste Wohngegend der Stadt schien es zumindest nicht zu sein. Vor dem „Theatre of Dreams“ war ich zugegebenermaßen sehr beeindruckt von der Größe dieses Kastens. Bei der Masse an asiatischen Touris schwankten wir irgendwie zwischen Ekel und Wehmut. Am Beispiel Manchester United wird klar, wie die Schattenseiten des Erfolgs aussehen. Zwar haben Szenen wir die des FC Bayerns sicher ähnliche Probleme mit Event-Publikum, aber immerhin haben die noch eine aktive Szene im eigenen Stadion. Allein schon wegen dem Theater, das beiden Seiten hier vor dem Spiel abzogen, fällt es mir schwer, dass man in diesem Ground auch nur ansatzweise einen ernstzunehmenden Sektor mit guten Leuten voll bekommt. Kurz nach unserem Eintreffen fingen nämlich die Bullen an, einen großen Korridor zwischen die Fanmassen vor dem Stadion zu schlagen und kündigten damit den City-Anhang an. Verwöhnt wie wir aus Deutschland sind, erwarteten wir einen riesen Mob der pöbelnd und mit Böllern werfend am Stadion ankommt. Aber was war das? Eine erkennbare größere Fangruppe war einfach nicht wahrzunehmen, ich schätze, da waren mehr United Leute dabei (die sich nicht für die Bullenkette interessierten und ihres Weges gingen) als City Fans. Dafür lieferten sich die Asiaten, Italiener, Spanier, Schweden und vermutlich auch Deutsche „Gesangsduelle“ mit „ihrem“ größten Rivalen. Was für ein trauriges Schauspiel. Uns war eigentlich nur noch noch zum kotzen zumute. Trauriger war nur noch das große Aufkommen von Zuschauern (Fans will ich sie nicht nennen), die nach 10 gespielten Minuten noch immer nicht an ihrem Platz saßen und gemütlich zu den Eingängen schlenderten. Bei den Eintrittspreisen und dem Seltenheitswert eines Tickets im freien Verkauf kommt da schon etwas Wut auf. Uns war klar, dass wir auf dem Schwarzmarkt nicht glücklich werden würden, nachgefragt wurde aber trotzdem mal... 190 verkackte britische Pfund wollen sie auch knapp 15 Minuten nach Anpfiff noch haben. Ich hoffe, sie sind darauf sitzen geblieben. In 'ner Kneipe Fußballgucken war rund um den Ground auch nicht, selbst dafür wollten sie Eintritt. Das ging mir alles zu weit…
Da die anderen Drei eh zum Flughafen mussten, kehrten wir diesem merkwürdigen Ort den Rücken zu und fuhren wahlweise zum Flughafen (der Anwalt/Buchmacher) oder noch die Taschen holen (der Rest). Für meine Wenigkeit stand noch eine weitere Nacht in Manchester an. Zuvor war aber ein Hotel/Hostel-Wechseln angesagt. Daher wurde der Schlafplatz vom Zentrum in den Stadtteil Castlefield verlegt. Für sensationelle 12 Pfund die Nacht gab es im YHA Hostel (das soll eine Empfehlung sein) ein Bett im 4er-Zimmer und noch dazu in einer sehr coolen Lage. Diese wurde zum Anlass genommen, nochmals einen kleinen Solo Stadtrundgang/eine Pub Tour durch die City zu machen und ein paar neue Ecken kennenzulernen. Insbesondere diese ganzen Kanäle in Castlefield haben es mir wirklich angetan. Man muss ganz klar sagen, das in Manchester einfach die Mischung aus Moderne und der eigenen industriellen Vergangenheit von vorne bis hinten passt. Ich kann mich auch nicht erinnern, in der Stadt irgendwo richtig dreckige Ecken gesehen zu haben oder mich (speziell als ich allein unterwegs war) irgendwie bedroht gefühlt zu habe. In der Beziehung fand ich Liverpool wesentlich asozialer. Im Vergleich zu Manchester ist die Stadt ein Rattenloch. Bevor ich nun aber wieder zu viele Worte verliere, lasse ich einfach noch ein paar Bilder sprechen und bedanke mich bei meinen drei Begleitern für ein fabelhaftes (wenn auch teureres ) Wochenende...