Samstag, 14. November 2015

25.10.2015 Manchester Derby; Pub Tour; Sightseeing

…zurück in Manchester, hieß es erst einmal wieder ungesundes Pub Food in sich hineinstopfen, bevor wir noch eine kleine Runde durch Manchesters Lokalitäten drehen konnten. Leider verabschiedete sich der Manager etwas früher in unser gemeinsames Domizil. Die Schuld an seinem Leistungsabfall versuchte er (wie gewohnt) seinen Zimmerkollegen in die Schuhe zu schieben. Mit „Clubbing“ war also auch dieses Mal nichts beim Manager. Aber auch die verbliebenen Drei machten keinen großen Abriss mehr. Ein paar Läden im Northern Quarter wurden zwar noch für ein paar Pints angesteuert und die knapp bekleidete Damenwelt begutachtet, aber geplant war das irgendwie anders. So ein „ Away Day“ schlaucht einen doch etwas mehr als man sich manchmal eingestehen möchte.



Der Sonntag stand im Zeichen von ein bisschen „Sightseeing“ und dem großen Derby in Manchester. Wirklich gucken wollte es zwar ohnehin nur meine Wenigkeit. Aber wir wollten gemeinsam wenigstens mal etwas Atmosphäre schnuppern, bevor die Herren zum Flughafen mussten. Zuvor sollte uns jedoch das „National Football Museum“ ertragen. Wie viele andere Museen auf der Insel, war auch dieses vom Eintritt befreit. Wie gemacht für knauserige Ossis. Den behämmerten Malayen, Koreaner und Chinesen, die dort bereits im kompletten ManU-Dress auflaufen, könnte man jedoch gleich mal 50 Pfund abnehmen. Das würden die Jungs vermutlich auch genau so bereitwillig zahlen wie die absurden Preise der Ticketagenturen für das Derby bzw. generell für Premier League-Spiele. Selbstverständlich waren es auch die Asiaten, die sich um die Duplikate des FA-Cups scharrten und Fotos damit wollten. Wir widmeten uns indes dem Rest der Ausstellung. Hier erhält der interessierte Fußball-Fan alle Informationen rund um das runde Leder. Die Fotos sollten euch einen kleinen Einblick davon geben. 









Nicht weit entfernt vom Museum befand sich auch der Pub, in dem ein paar Tage zuvor Sevilla von einem Mob aus Polen (man munkelt Breslau) zeigen musste, was sie können. Somit gehörte diese Lokalität ebenfalls zu den „ Must Haves“ auf unser Sightseeing-Liste. Ob es dort zu Regel gehört, Bier in Plastikbechern auszuschenken oder ob es am Derby lag, wer weiß. Ich gehe von zweiterem aus. Apropos Derby: Bei dem wollten wir ja auch noch vorbei gucken. Der bequemste Weg zum Old Trafford ist sicher die „Metro“, wir sind zwar in den zwei Tagen davor auch schon sehr ordentlich durch die Gegend gewandert, aber bis dort hin ist es aus dem Stadtzentrum doch etwas sehr weit. So wurden zwar die Treter geschont, aber für Menschen mit Platzangst war der Viehtransport nichts. Ich hatte nicht den Eindruck, dass man für das Spiel extra ein paar Bahnen mehr eingesetzt hätte. Die Passagiere wurden lediglich darauf hingewiesen, dass es wegen des Fußballspiels zu Verzögerungen kommen könnte.




Die Gegend um den ManU Ground hatte ich mir immer wesentlich finsterer vorgestellt. Keine Ahnung, ob ich mich da grundsätzlich getäuscht habe oder ob sich in der Gegend einfach viel getan hat. Die allerschlechteste Wohngegend der Stadt schien es zumindest nicht zu sein. Vor dem „Theatre of Dreams“ war ich zugegebenermaßen sehr beeindruckt von der Größe dieses Kastens. Bei der Masse an asiatischen Touris schwankten wir irgendwie zwischen Ekel und Wehmut. Am Beispiel Manchester United wird klar, wie die Schattenseiten des Erfolgs aussehen. Zwar haben Szenen wir die des FC Bayerns sicher ähnliche Probleme mit Event-Publikum, aber immerhin haben die noch eine aktive Szene im eigenen Stadion. Allein schon wegen dem Theater, das beiden Seiten hier vor dem Spiel abzogen, fällt es mir schwer, dass man in diesem Ground auch nur ansatzweise einen ernstzunehmenden Sektor mit guten Leuten voll bekommt. Kurz nach unserem Eintreffen fingen nämlich die Bullen an, einen großen Korridor zwischen die Fanmassen vor dem Stadion zu schlagen und kündigten damit den City-Anhang an. Verwöhnt wie wir aus Deutschland sind, erwarteten wir einen riesen Mob der pöbelnd und mit Böllern werfend am Stadion ankommt. Aber was war das? Eine erkennbare größere Fangruppe war einfach nicht wahrzunehmen, ich schätze, da waren mehr United Leute dabei (die sich nicht für die Bullenkette interessierten und ihres Weges gingen) als City Fans. Dafür lieferten sich die Asiaten, Italiener, Spanier, Schweden und vermutlich auch Deutsche „Gesangsduelle“ mit „ihrem“ größten Rivalen. Was für ein trauriges Schauspiel. Uns war eigentlich nur noch noch zum kotzen zumute. Trauriger war nur noch das große Aufkommen von Zuschauern (Fans will ich sie nicht nennen), die nach 10 gespielten Minuten noch immer nicht an ihrem Platz saßen und gemütlich zu den Eingängen schlenderten. Bei den Eintrittspreisen und dem Seltenheitswert eines Tickets im freien Verkauf kommt da schon etwas Wut auf. Uns war klar, dass wir auf dem Schwarzmarkt nicht glücklich werden würden, nachgefragt wurde aber trotzdem mal... 190 verkackte britische Pfund wollen sie auch knapp 15 Minuten nach Anpfiff noch haben. Ich hoffe, sie sind darauf sitzen geblieben. In 'ner Kneipe Fußballgucken war rund um den Ground auch nicht, selbst dafür wollten sie Eintritt. Das ging mir alles zu weit…





Da die anderen Drei eh zum Flughafen mussten, kehrten wir diesem merkwürdigen Ort den Rücken zu und fuhren wahlweise zum Flughafen (der Anwalt/Buchmacher) oder noch die Taschen holen (der Rest). Für meine Wenigkeit stand noch eine weitere Nacht in Manchester an. Zuvor war aber ein Hotel/Hostel-Wechseln angesagt. Daher wurde der Schlafplatz vom Zentrum in den Stadtteil Castlefield verlegt. Für sensationelle 12 Pfund die Nacht gab es im YHA Hostel (das soll eine Empfehlung sein) ein Bett im 4er-Zimmer und noch dazu in einer sehr coolen Lage. Diese wurde zum Anlass genommen, nochmals einen kleinen Solo Stadtrundgang/eine Pub Tour durch die City zu machen und ein paar neue Ecken kennenzulernen. Insbesondere diese ganzen Kanäle in Castlefield haben es mir wirklich angetan. Man muss ganz klar sagen, das in Manchester einfach die Mischung aus Moderne und der eigenen industriellen Vergangenheit von vorne bis hinten passt. Ich kann mich auch nicht erinnern, in der Stadt irgendwo richtig dreckige Ecken gesehen zu haben oder mich (speziell als ich allein unterwegs war) irgendwie bedroht gefühlt zu habe. In der Beziehung fand ich Liverpool wesentlich asozialer. Im Vergleich zu Manchester ist die Stadt ein Rattenloch. Bevor ich nun aber wieder zu viele Worte verliere, lasse ich einfach noch ein paar Bilder sprechen und bedanke mich bei meinen drei Begleitern für ein fabelhaftes (wenn auch teureres ) Wochenende... 

















Donnerstag, 5. November 2015

24.10.2015 Sheffield FC vs Rugby Town 1:1




Im Vorfeld unserer Reise wurden selbstverständlich die Möglichkeiten abgeklopft, die sich durch Millwalls frühe Anstoßzeit für uns eröffneten. Wirklich machbar waren für uns nur die Spiele in Barnsley und Chesterfield, beide Städte hätte man bequem mit Taxi ansteuern können, kostet ja bei 4 Leuten in der Karre auch nicht viel mehr als mit Zug. Nach intensiver Suche nach weiteren Alternativen, landete ich irgendwie auf der Seite des Sheffield FC, dem ältesten noch existierenden Fußallclub der Welt. Ein kleiner Klick auf die „Fixtures“ später hatten sowohl euer Autor als auch die drei anderen ein Grinsen auf dem Gesicht und die Optionen Barnsley und Chesterfield wurden verworfen. Der Sheffield FC sollte seinerseits die Mannschaft von Rugby Town um 15 Uhr empfangen. Und wenn man schon mal die Möglichkeit hat, diesen Verein mitzunehmen, dann macht man das verdammt nochmal auch. Scheißegal, in welcher Liga und gegen wen die spielen! 


Kleiner Faktencheck: Der Sheffield Football Club wurde am 24.10.1857 durch Nathabiel Creswick und William Prest gegründet. Wer sich nochmal auf das Datum der von uns besuchten Ansetzung guckt, wird eine gewisse Überschneidung mit dem Geburtstag des Vereins feststellen. Selbstverständlich hat uns das vorher keiner gesagt, sonst hätten wir Blumen mitgebracht.Der Verein ist jedoch nicht nur aufgrund seines Alters von Bedeutung, sondern auch für seine Anteil an den ersten Fußballregeln. Näheres erfahrt ihr aber über die berühmte Seite, die mit „Wiki“ anfängt und mit „pedia“ aufhört. Wichtig ist für uns erst mal nur die aktuelle Ligazugehörigkeit, der Standort des Grounds und ob man in so 'ner tiefen Liga auch wieder Bier im Stadion bekommt. Momentan trägt der Verein seine achtklassigen Spiele im „Coach and Horses“ Ground in Dronfield aus. Genau genommen liegt die Spielstätte damit weder in Sheffield, noch in der Grafschaft Yorkshire. Sondern in Derbyshire. Quasi genau auf halben Wege nach Sheffield und Chesterfield. Von der Central Station kostet das mit Taxi gerade mal 12 Pfund, was tatsächlich sehr fair und bequem ist. Durch das ganze Theater nach dem Spiel bei United waren wir circa 5 Minuten später an diesem schnuckeligen Ground vom Sheffield FC. Ein riesen Pluspunkt für diese Hütte war zweifellos der kleine Pub direkt am Stadion. Zu diesem Zeitpunkt war mir eigentlich schon scheißegal, wie der Ground von Innen aussieht.




Doch selbst der größte Säufer sollte sich den Ground mal ansehen, auch wenn der Eintritt mit acht Pfund für ein 8. Liga-Spiel schon ziemlich frech ist. Dass es dann nicht mal eine Eintrittskarte für die Knete gab, warf ein ganz schlechtes Bild auf den Verein. Selbst wenn man es sportlich nimmt und sich mit „Es ist ja für einen guten Zweck“-Phrasen selbst belügt, so war das Fehlen des Tickets wirklich ein Minuspunkt. Vor allem als Verein mit dieser Geschichte sollte man den wenigen Besuchern, die sich das Spektakel geben, dieses kleine Souvenir zugestehen. Wie dem auch sei. Das Stadion, oder eher der Sportplatz, verfügt über zwei kleine Tribünen hinter dem Tor und an der Seitenlinie. Rund um das Stadion gibt's noch ein paar Stufen und das war's eigentlich. Beeindruckender finde ich eigentlich die herrliche Landschaft drum herum und diesen kleinen Pub, dessen „Rücken“ quasi direkt an die Seitenlinie grenzt. Die anwesenden 249 Zuschauer waren von der Besetzung eher von der älteren Kategorie. Dementsprechend fand sich von Seiten der Gastgeber auch niemanden, der auch nur ansatzweise vor hatte, etwas zu singen. Rugby Town hatte hingegen tatsächlich ein paar Leute mit, die sogar mal die Gusche aufmachten. Aber wenn wir ehrlich sind, sieht es in Deutschland in der 8. Liga ja auch nicht anders aus. Alles in Allem erinnerte mich das Spiel an meinen letzten Besuch beim BAK in Berlin. Das ist war einfach nur Fußball. Ohne irgendwelche Spielereien, lautes Getöse über die Lautsprecher, übermotivierte Bullen und Ordner etc. Langsam gefällt mir diese Art Fußball zu gucken. Wohl auch, weil man in der HZ-Pause das Stadion einfach in den benachbarten Pub verlassen kann und (sofern man das möchte) auch wieder zurück ist Stadion darf. Jetzt liegt es an euch zu erraten, wer von den vier „Krauts“ nach der Pause einfach sitzen blieb bzw. ein weiteres Bier bestellte und welche sich das Gekicke bis zum Ende gab. Der „interessiertere“ Teil bekam immerhin zwei Tore zu sehen, während der andere einfach die britische Kneipenkultur genoss. Ein Besuch lohnt sich, aufgrund der sehr sehr guten Biere der Thornbridge Brewery aus dem nahen Peak District, auch mal ohne Fußball. Allein schon wegen der Umgebung muss man da mal vorbei.



Als die zwei „Sport Freaks“ wieder mit an Bord waren bzw. am Tisch saßen, wurde noch eine Rund geordert, bevor es für uns wieder zurück nach Manchester ging. Der ursprüngliche Plan von mehreren Bieren in Sheffields Kneipen wurde leider wegen Lustlosigkeit, Müdigkeit und einem jammernden Manager ad acta gelegt. Für mehr Getränke war ja in Manchester noch genügend Zeit...












Sonntag, 1. November 2015

24.10.2015 Sheffield United vs Millwall FC 1:2

So wie es am Vorabend auf den Tellern unserer übergewichtigen Bekanntschaften aussah, so fühlte sich am frühen Morgen dieses sonnigen Samstags auch der Manager. Wie schon mal gegessen und sehr ungesund. Ich kann mich schwer entscheiden, was nun schlimmer ist: die eigenen Kopfschmerzen oder die Geräusche vom Klo, die dein Zimmerkollege ablässt, während er die britischen „Delikatessen“ wieder in die Kanalisation von Manchester exportiert. Mein Verweis auf das schöne Wetter konnten ihn genau so wenig für den kommenden Tag begeistern wie die Aussicht auf ein leckeres englisches Frühstück. Aber es half alles nichts. Wir waren ja nicht zum Spaß hier. So schleppte der Manager seinen Kadaver doch die 50 m vom Hotel rüber in die Piccadilly Station und wartete gemeinsam mit dem Autor auf die beiden Kameraden aus OF und Münster, die ihrerseits komfortabel in einem Hostel mit etwa 12 anderen auf dem Zimmer nächtigten und mit germanischer Flatulenz für etwas frischen Wind in selbigen sorgten. Nun aber genug von den dunkelsten Seiten dieses Wochenendes… 



Leider verzichtete ich bei der Buchung unserer Zugtickets auf den Luxus der Sitzplatzreservierungen, was selbstverständlich in die Hose ging und uns 50 ruhelose Minuten bis nach Sheffield bescherte. Am Bahnhof fiel mir direkt der „Sheffield Tap“-Pub ins Auge (Ok, ich hatte vorher davon gelesen), da dieser auch ne kleine Brauerei drin hatte, mussten meine drei Begleiter wohl oder übel mit in den Schuppen. Aber auch sie werden zugeben, das sich ein Besuch darin wirklich lohnt. Ein sehr schöner Pub mitten in den alten Bahnhofshallen, der so gar nichts gemein hat mit den in Deutschland üblichen abartigen Kaschemmen an oder in Bahnhöfen. Der Manager sah mittlerweile noch viel bescheidener aus als die Pizza der Mädels am Freitagabend und lehnte entsprechend jegliche Offerten auf ein Bier ab. Da das Spiel bereits um 12 Uhr anfangen sollte, und wir ohnehin nicht mit viel Zeit gesegnet waren, machten wir uns nochmal auf zum Pub für die Auswärtsfans, welcher glücklicherweise nur auf der anderen Straßenseite auf seine Besucher wartete. Wobei „wartete“ der falsche Ausdruck ist, das Ding war um 11 Uhr bereits gerammelt voll. Wie auch schon bei Wolverhampton, trat Millwall mit einem sehr ansehnlichen Pöbel in Sheffield an ( Da war tatsächlich viel Pöbel dabei) . Erwähnenswert sind die immer freundlich agierenden Beamten der South Yorkshire Police. Im Gegensatz zu den ruppigen Ansagen und dem Verhalten, die die Bullen in Deutschland an den Tag legen, versuchen die Herren und Damen auf der Insel wenigstens, den Menschen den Respekt und die Höflichkeit zu erbringen, die sie von ihrem Gegenüber ebenfalls erwarten. So wurden die Leute alle freundlich darauf hingewiesen langsam auszutrinken, damit wir zehn Minuten später zum Stadion aufbrechen konnten. Klappte auch alles ganz gut. Dass die Yorkshire-Bullen die einzigen waren, die uns auf ihre gesetzlich verordnete Weise freundlich gesonnen zu sein schienen, zeigte sich nach knapp 10 Minuten Fußmarsch durch Sheffield. Es sollten etwa 20 Sheffield Lads gewesen sein, die auf einmal aus einer Paralellstraße auf sich aufmerksam machten und unsere Richtung einschlugen. Wild gestikulierend und pöbelnd drängten beiden Seiten aufeinander zu, wobei der Großteil des (circa 300 Mann starken) Millwall-Mobs noch gar nicht wirklich gecheckt hatte, warum der hintere Teil gar nicht weiterlaufen wollte. Zwar drängten die Coppers ihre lokalen Sorgenfälle zurück, doch ein Haus weiter standen sie schon wieder da und ballerten direkt mit einer Art Vogelschreck in den Haufen. Diesmal blieb es nicht nur beim Pöbeln. OB war in der Situation etwas mehr auf Zack und versuchte beiden Seiten zu trennen, die benachbarten Bauzäune waren jedoch nicht so standhaft wie die uniformierten Kollegen und mussten dem Druck der aufgeputschten Meute nachgeben. Mehr als Backpfeifen wurden aber auch nicht verteilt. Man sollte derartige Situationen eigentlich nicht mit deutschen Verhältnissen vergleichen, aber ich denke, in Deutschland hätte es entweder richtig gekracht oder die Bullen wahlweise die Angreifer festgenommen oder einfach den Gästehaufen, um diesen direkt wieder nach Hause zu schicken und später mit SV zu belegen. Im UK lassen es die Coppers einfach laufen, später werden die CCTV Filmchen ausgewertet und einen Tag später vermutlich einfach die Tür bei den jeweiligen Verdächtigen eingetreten. Der Rest unseres Weges wurde nur noch durch starken Regen gestört. 




Gerade als ich wirklich die Schnauze voll hatte, standen wir schon vor Uniteds Hütte. Hätte man uns nicht davor in die Blöcke gedrängt, wären wir vermutlich vorbei gelaufen. Nach Stadion sah das erstmal nicht aus. Was nun nicht negativ gemeint ist, ich finde ja Stadien mitten in der Stadt grundsätzlich irgendwie geiler. Von Innen entsprach der Ground genau unseren Vorstellungen von einem schönem Stadion. Steile Ränge, nah am Spielfeld, geschlossene Ecken und starke Akustik. Natürlich gibt es genug Neubauten, die diese „Eckdaten“ ebenfalls haben, allerdings fehlt ihnen definitiv der gewisse Reiz „Old School“. Leider schaffen es die wenigsten Fans in Großbritannien, die ihnen gegebenen Rahmenbedingungen optimal zu nutzen. Die Heimsupporter am allerwenigsten. Wahrscheinlich habe ich es schon in anderen Berichten oft genug geschrieben, aber überzeugt oder gar beeindruckt hat mich bisher nicht ein einziger Heimanhang auf der Insel. Wobei… Palace muss man schon erwähnen. Allerdings hatte das nichts mit englischen Support zu tun. Nun standen die Sheffield-Supporter auf der gegenüberliegenden Tribüne schon, entgegen allen englischen Stadionregularien, in einer größeren Gruppe zusammen und brachten trotzdem nichts zu Stande. Die Story mit den vielen verstreuten Kumpels zieht hier also auch nicht mehr.
Zum Glück gab es die Gäste aus Süd London, knapp 8 -900 sollten es gewesen sein ( etwa 1000 Karten gab es für Millwall), die wenigstens für etwas Atmosphäre sorgen konnten. Kein Ultra-Dauergesang und mega kreativ, dafür aber spielbezogen. Wo wir nun auch den Bogen zum Grund dieser Zusammenkunft geschlagen haben dürften. Grund für Freudengeschrei und erhöhten Lärmpegel hatte als erstes der Gästepöbel in der 30 Minute durch ein Tor von Aiden O`Brien. Sollten wir tatsächlich mal einen Sieg der Lions sehen? Zur 70. Spielminute lochte Sheffield erstmal zum Ausgleich ein und wir fanden uns bereits mit einer herannahenden Niederlage ab. Schließlich sind ja alle 4 Mitglieder unserer Reisegesellschaft ähnlich „verwöhnt“ durch ihre Heimatvereine in Münster, Offenbach oder gar Cottbus. Millwall schaffte es nun aber doch, dass Sheffields Torhüter den Ball ein zweites Mal aus seinem Tor holen musste und hielt diese Führung sogar bis zum Schlusspfiff. Verrückte Welt. 




Bedingt durch diesen Sieg und die Vorkommnisse beim Anmarsch, bewegten wir uns in freudiger Erwartung auf die Dinge die da kommen mögen zu den Ausgängen zur Bramall Lane. Zu unserer Linken hatte die Coppers die Straßen bereits mit speziellen Karren abgesperrt, die eine Art „Wand“ ausfahren können und so auch Sichtkontakt unmöglich machen. In den Seitenstraßen sah es ähnlich aus. Zur Hauptstraße hin vermischten sich die Fangruppen aber trotzdem immer mehr und mehr. Durch den Verzicht auf den ganzen Trikot- und Schal-Kram, fällt es aber sowieso sehr schwer, die Leute auseinanderzuhalten. Als neutraler Beobachter, ohne Kenntnis über die jeweilige Spielpaarung, ist es in England aber generell fast unmöglich, anhand von Fotos verschiedener „Kurven“ oder abziehenden Fanmassen heraus zu finden wer wer ist. Auf der Hauptstraße angekommen, mussten wir nur ein paar Meter laufen, bis es anfing zu unser Linken hektisch zu werden. Zwischen den Bäumen sah man erst nur etwas Gerenne, später wurde der Sheffield Mob für alle sichtbar. 70 – 80 Mann sollten es gewesen sein, die uns persönlich eine nette Heimfahrt wünschen wollten. Mit einem derartigen Mob hätten wir nicht gerechnet. Ziemlich motiviert war dieser United-Haufen definitiv. Auf dem Weg zum Bahnhof zeigten sie sich auch immer wieder in den Seitenstraßen und versuchten, an uns ran zu kommen. Irgendwie begleiteten uns permanent ein paar Späher, die auf der anderen Straßenseite laufend ständig den Gästepöbel beobachteten und am telefonieren waren. Sich aus dieser Eskorte abzusetzen, hätte also durchaus in die Hose gehen können. Am Bahnhof baute sich Sheffield nochmal etwas auf, konnte aber wegen des riesen Bullenaufgebots absolut nichts starten. An Gegnern hätte es seitens der Gäste sicherlich nicht gemangelt. Am Bahnhof wechselten wir die Fronten, stellten uns artig am Taxistand an und landeten selbstverständlich bei einem Pakistani im Taxi, der uns für 12 Pfund nicht nur eine kleine Stadttour durch Sheffield bot sondern uns auch zum zweiten Event des Tages brachte….