Steht die oben genannte Partie mal wieder auf dem Programm, so
klingelt es bei mindestens 70 Cottbusern im Kopf. Vorausgesetzt, sie gehörten
zu der illustren Reisegesellschaft, die am 16. Oktober 1999 die legendäre
„Pöbel-Tour“ in den Ruhrpott antrat. Damals wollten diese und ca. 30 „normale
Menschen“ zum Auswärtsspiel nach Bochum. Doch schon am Bahnhof in Cottbus stieg
man innerhalb von etwa zwei Stunden fünf Mal um ohne nur einen Meter zu fahren.
Ständig gab es von Seiten der Staatsmacht andere Anweisungen und Ausreden. Am
Ende trotzten gut 100 Cottbuser, von anfangs etwa 200, der Schikane der Polizei
und Deutschen Bahn und machten sich auf den Weg in den Westen….umsonst. Was am
Cottbuser Bahnhof begann, setzte sich die gesamte Fahrt fort. So erlebte euer
Autor Dinge die er bis dahin nie wieder bei der Bahn erleben sollte. So
verpasste man zum Beispiel Züge, die laut Fahrplan eigentlich noch gar nicht da
waren. Wir nahmen es hin, war wohl normal im Westen. Doch irgendwann war auch
beim geduldigsten Chaoten das Verständnis am Ende. Ab Bebra gab es für den
Pöbel einen „ Sonderzug“ ( LOK plus Wagon) und auch die Cops wollten irgendwie
nicht mehr mitfahren. Sie ahnten wohl was da bald folgen sollte. Denn, den
Vermutungen der Polizei zum Trotz, hatten wir tatsächlich jemanden dabei, der
die Uhr lesen konnte und auch schon über ein Handy verfügte. So führte eins zum
anderen und der bunte Mix aus Fans, Hools und dem was man gemeinhin als „
frustrierte Jugend“ bezeichnete , realisierte, dass man frühestens mit Abpfiff
in Bochum sein werde. Mittlerweile war auch bekannt, dass die BSG ordentlich in
Führung lag. All dies und das perfekte Zusammenspiel von Alkohol, Frustration
und festem Schuhwerk ließ die Lage kurz vor Hamm eskalieren. Während die ersten
anfingen an der Notbremse für Olympia zu trainieren, ließen andere ihrem
Spieltrieb freien Lauf und befreiten den Zug von unnützen Ballast wie
Armlehnen, Feuerlöschern oder gar Fenstern. Die wenigen „normalen Fans“ taten
es dem Lokführer gleich und flüchteten von Bord. Kurze Zeit später folgte auch
der Pöbel und rief in diesem recht ruhigen Vorort von Hamm zunächst den
„Nationalen Widerstand“ und beehrte kurze Zeit später die Gaststätte „REFUS“.
Aus Dank für die vielen Begrüßungsgeschenke die in der Wirtschaft auf den Ossi
warteten, wurde dem Wirt angeblich direkt der Laden umdekoriert. Und das alles
ohne Tine Wittler. Da damals leider nicht alle ein Architekturstudium
absolviert hatten, wirkte das ganze jedoch etwas chaotisch. Was nicht nur den
Wirt störte, sondern auch die Polizei, die war nämlich auch auf einmal wieder
da. Da lagen wir nun gefesselt in einer Garageneinfahrt und während mein
Nebenmann damit beschäftigt war die Ameisen aus seinen Nasenlöchern
fernzuhalten, versuchte der Rest die Stimmung mit diversen Singsang aufzuheitern.
Schlussendlich landete der gesamte Pöbel eine Nacht im Dortmunder Knast, bevor
es am nächsten Morgen unter den wachsamen Augen der Polizei zurück in die Zone
ging. Wo wiederrum entsetzte Muttis ihre Zöglinge am Bahnhof abholten. Man
hatte es nicht leicht mit 16…
Viel Zeit ist seitdem vergangen und Bochum hat uns
mittlerweile schon ein paar Mal ertragen müssen bzw. wir Bochum. Daher
stand das Spiel nicht gerade auf meiner Wunschliste für diese Saison. Doch ein
glücklicher Zufall sollte eine relativ kostenneutrale Anreise ermöglichen und
somit war meine Wenigkeit natürlich mit von der Partie. Die Aussicht auf ein
paar Bier mit Bekannten aus BO und Düsseldorf machte mir die Entscheidung
unlängst leichter. Anders als 99 verlief sowohl meine Anreise als auch die der
Freunde aus der Heimat relativ problemlos, so dass alle pünktlich zum Anpfiff
die Choreo der Hausherren sehen und auch selbst ein paar Fähnchen wedeln
konnten. Allerdings wird weder die eine noch die andere Introduktion die
Fanwelt revolutionieren, was zumindest aus unserer Sicht nicht der Antrieb für
solche Dinge ist.
Unerwartet schnell schoss Sanogo das 1:0 für die Mannen im
roten Dress und, ob man es glaubt oder nicht, ich hab das Tor sogar gesehen.
Für gewöhnlich höre ich sowas ja meist nur auf der Toilette oder am Bierstand. So
kann`s gehen. Stimmung im Gästebereich war jetzt natürlich recht gut, wie auch
den Rest des Spiels. So zumindest meine subjektive Einschätzung, aber das
werden Leute aus anderen Bereichen des Stadion sicher besser beurteilen können.
Ich hab mich da ja schon oft getäuscht. Irgendwann machten dann die Bochumer
nochmals auf sich aufmerksam und zeigten eine geklaute Cottbuser Fahne. Von wem?
Das fragten wir uns auch und darum wurde die Sache von mir und meinem
Nebenmann/Trinkkameraden „Micky“ recht schnell abgetan und einander
zugeprostet. Andere sahen die Sache etwas verbissener, aber jeder wie er
möchte. Kurz nach der Halbzeit lochte Sanogo zum zweiten Mal ein und der
Auswärtssieg schien sicher. Bis der VfL kurz vor Schluss anfing, tatsächlich
den Kasten zu treffen und ausglich. So kann`s gehen…zum zweiten.
Nach dem Spiel ging’s für mich nach ein paar Bier mit einem
Bochumer „Anglophilen“ noch in Düsseldorf auf die Piste um dort noch ein paar
Alt-Bier Brauereien auf Brauchbarkeit/Trinkbarkeit zu testen. In diesem Sinne
noch mal Dank für Gesellschaft und Asyl an die S. und D. aus DüDo.
ps: Die Nummer Eins im Pott sind Wir!
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