Freitag, 1. Mai 2015. Wäre dieser
Tag vor einigen Jahren noch fast eine Art Pflichttermin für mich als alten
Krawallmacher gewesen, so überlasse ich derartige Späßchen mittlerweile lieber
den Leuten, die wirklich so richtig Frust schieben gegen all' die
Ungerechtigkeit in unserer furchtbaren Heimat. Stattdessen sitze ich am
diesjährigen Tag der Arbeit mit dem „Manager“ (wie passend) und unserem
OFENbacher Kameraden (wie unpassend) am Rande des Frankfurter Bahnhofsviertels
und amüsieren uns über den Kellner, der gerade hinter uns vorbei flitzt und
etwa drei „Zugezogene“ verfolgt, die vermutlich nicht nur beim Trinkgeld
gespart haben. Etwa 500 Meter weiter die Münchner Str. rauf, haben
währenddessen die Insassen des "Moselecks" einen Helene Fischer Song
etwas umgedichtet und trällern äußerst lautstark etwas von "Rattendicht um
halb acht" unserem Manager entgegen. Genau sein Niveau. Verdammt, wo sind
wir hier gelandet und vor allem: warum? Sex-Urlaub und Crack verkaufen in der Taunusstr.? Nö! Wenn diese merkwürdige Reisegruppe zusammen kommt, ist es meist Zeit für einen
Trip auf die Insel. So auch diesmal.
Die
West Midlands sollten mal wieder unser Ziel sein. Um etwas Zeit und Kosten zu
sparen und die Gesundheit etwas zu schonen, wurde diesmal die gemeinsame
Anreise am Spieltag gewählt. Die beiden letztem Punkte, waren aber dank der
"Willkommens-Äppler" vom Abend am darauf folgenden Samstagmorgen
wieder hinfällig. "Du, wir müssen jetzt mal ganz schnell raus. Wir sind
etwas spät dran, der Flug geht in knapp 1,5 Stunden." Eine ordentliche
Prise Deodorant später, nahm uns des Offenbachers Perle in ihre Obhut und
karrte die drei müffelnden Jungs zum Flughafen FFM.
Um uns auf Müffelkurs zu halten und uns unserer Umgebung bzw. dem Ziel anzupassen, registrierte die Stewardess morgens um 8 Uhr die erste Bierbestellung. Ich war fast etwas gekränkt darüber, ihr durch unseren Frühschoppen nicht einmal ein angewidertes Naserümpfen abgewonnen zu haben. Aber da unser Offenbacher lediglich eine Einmalzahnbürste im Gepäck hatte, wusste sie wahrscheinlich schon beim Einstieg, was Phase ist. Nahm sich 'nen Schluck aus der Minibar und muffelte nun mit. Um die Überleitung auch mal zum Ende zu führen, sei nun auch das Ziel unseres Niveau-Limbos genannt. Birmingham! Ha! Frei nach Jürgen Todenhöfer wollten auch wir mal wissen, was im "Kalifat Midlands" aktuell abgeht und verbanden die Reise gleich noch mit zwei Fußballspielen in der Region. Man weiß ja nie, wann diese Spiele durch die örtlichen Gotteskrieger abgeschafft und die Stadien als Hinrichtungsplatz genutzt werden.
Um uns auf Müffelkurs zu halten und uns unserer Umgebung bzw. dem Ziel anzupassen, registrierte die Stewardess morgens um 8 Uhr die erste Bierbestellung. Ich war fast etwas gekränkt darüber, ihr durch unseren Frühschoppen nicht einmal ein angewidertes Naserümpfen abgewonnen zu haben. Aber da unser Offenbacher lediglich eine Einmalzahnbürste im Gepäck hatte, wusste sie wahrscheinlich schon beim Einstieg, was Phase ist. Nahm sich 'nen Schluck aus der Minibar und muffelte nun mit. Um die Überleitung auch mal zum Ende zu führen, sei nun auch das Ziel unseres Niveau-Limbos genannt. Birmingham! Ha! Frei nach Jürgen Todenhöfer wollten auch wir mal wissen, was im "Kalifat Midlands" aktuell abgeht und verbanden die Reise gleich noch mit zwei Fußballspielen in der Region. Man weiß ja nie, wann diese Spiele durch die örtlichen Gotteskrieger abgeschafft und die Stadien als Hinrichtungsplatz genutzt werden.
Am Zielort gesellte sich ein neuer Spielkamerad aus dem Münsterland zu uns. Da er dort einen Verein unterstützt, der sich nennt wie unsere Heimat, waren die Sympathien schnell auf seiner Seite. Nennen wir ihn einfach den „Anwalt". (ihr seht, wir sind schon ein ziemlich elitärer Haufen, mit Malern hängt hier keiner ab). Ein paar Dosen Bier eingepackt, Tickets besorgt und schon konnte sie losgehen, die beschwerliche 30-minütige Fahrt nach Wolverhampton. Dort wurden wir zunächst mit einer völlig abstrusen Situation konfrontiert. Es ist klar, dass Auswärtsfans meist einen separaten Pub bekommen. Der uns zugewiesene war jedoch 'ne Frechheit. Einfach nur 'nen Biergarten geöffnet, ein Zelt und zwei Dixi-Klos hingestellt und dann rein in dieses Flüchtlingslager. Ein Bier später war uns die Lust schon merklich vergangen und man bezog eine Suppenküche, ihres Zeichens ein ausgewiesener Breakfast-Schuppen nahe des Bahnhofs. Ich bin ja viel gewohnt, vermutlich mecker ich auch zu viel, aber der Laden war hygienisch schon 'ne Hausnummer. Dem Offenbacher (wen wundert's) gefiel es. Den anderen beiden auch. Aber ich bin halt vom Dorf (dazu später mehr). Mittlerweile wurde es auch Zeit, unsere Londoner Kumpels am Bahnhof zu treffen. Deren Anreise verlief leider nicht wie geplant und damit fiel auch unser Umtrunk vor dem Spiel komplett flach. Mir ist vollkommen entfallen, wann ich zuletzt ein Stadion in England ohne etwas "Standgas" betreten habe. Sehr merkwürdige Erfahrung. Immerhin war es uns so möglich, das Spiel und auch das Stadion mit klaren Sinnen wahrzunehmen.
Das
Molineux ist schon ein sehr geiler Ground. Die Mischung aus englischer
Stadiontradition und Moderne passt einfach gut zusammen. Vier separate, große
Tribünen. Nah am Spielfeld und, das ist selten, mit echtem
Unterscheidungsfaktor. Einen Besuch kann ich nur empfehlen. Zum Spiel musst
zunächst erwähnt werden, dass Millwall den Abstieg bereits in den Tagen vor dem
Spiel besiegelt hatte. Im Grunde haben sie das ja die gesamte Saison getan.
Somit heißt es ab Saison 15/16 wieder 3. Liga am Den. Trotz alledem waren die
Lions heute sehr zahlreich angereist – oder gerade aus diesem Grund. Nebenbei
sei anzumerken, dass die Partie bei den Wolves in den vergangenen Jahren stets
auf sehr beschissene Termine gelegt wurde. Um die Horden wenigstens etwas im
Zaum zu halten, verlegten die Offiziellen das Spiel auf 12 Uhr. Da wir somit
die Option auf das Spiel Villa vs. Everton hatten, waren wir nicht ganz so
traurig über die Situation. Das wollten wir aber von der Entwicklung nach dem
Spiel abhängig machen. Die Entwicklung während der ersten Hälfte war zunächst
nicht so rosig. Schnell wurde uns bewusst, warum die Löwen abgestiegen sind.
Noch bewusster wurde uns dies mit dem 1:0 für die Wolves. Die Gastgeber waren
in der ersten Hälfte ganz klar spielbestimmend. Das war auch den Herren im
Away-Sektor bewusst und so wurde der Frust auch dem erstbesten Wolves-Spieler entgegen
gebracht, der am Block zu fassen war. In diesem Fall die Nummer 40, Nouha
Dicko. Ich glaube die "Ebola, Ebola"-Rufe waren noch das humanste.
Da Hälfte eins eher unspektakulär
war, gesellten wir uns in der zweiten Mal zu den Spaßgesellen am linken Rand
der Tribüne. Diese belegten sich wiederum mit den Kameraden auf der
Hintertortribüne. Der Support von Wolverhampton konnte schon überzeugen.
Speziell nach den Toren war schon einiges an Lautstärke drin. Erwähnenswert
hierbei, dass auf der genannten Tribüne wirklich so ziemlich jeder Stand. Aktiv
unterstützt hat jedoch nur der linke Teil, natürlich der zu den Gästen.
Weiterhin überzeugte der Heimpöbel mit dem zünden von Rauchfackeln und Böllern
bei den jeweiligen Toren. Allerdings stellten sie sich dabei auch so dämlich
an, dass sie mehr als leicht zu finden waren und dementsprechend abgeführt
wurde. Übertrumpfen konnte diese Blödheit eigentlich nur die Ordnerschaft mit
ihren Versuchen, die Fackeln zu löschen. Da muss man als Deutscher schon etwas
schmunzeln. Auf derartige Komplikationen sind sie auf der Insel – noch! – nicht
vorbereitet.
Auf dem Grün legte Millwall indes noch mal gut nach. So billig wollten sie sich nicht verabschieden. Für die Wolves bestand immerhin noch die Chance, die Playoffs zu erreichen und diese Möglichkeit zu versauen, macht doch jeden glücklich. Außer evtl. die Typen neben und über uns. Mit zunehmender Spieldauer und nach den Treffern Millwalls kam nämlich etwas Unmut bei einigen Herren im Oberrang auf und so flogen nicht nur böse Worte und Gesten hin und her. Die Gästen feierten sich und dieses desolate Team lieber selbst und so wurden die letzten Minuten sehr amüsant. Old Bill zog währenddessen alles zusammen was sie hatten und stellte den Gästeblock mit zwei Reihen Bullen komplett zu. Als wenn sich jemand traut den Platz zu betreten, wenn eine Strafe von 2000 Pfund winkt. „Gefeiert“ wurde dieser Auftritt mit „Murderers“ Sprechchören und dem „Harry Roberts Song“. Tja, das war es dann auch. Mehr passierte nicht mehr im Stadion bei Millwalls vorerst letztem Spiel in der 2. Liga. Jetzt unterstütze ich schon zwei Vereine die drittklassig sind. Warum zum Teufel macht man das?!
Im Anschluss an die Partie wurden
wir direkt am Stadion Zeuge eines Auflaufs von einem der bekanntesten "Top
Boys" der englischen Szene. Gilly Shaw, eine dieser Larven, die schon in
diversen Dokus und Büchern auftauchte. Seine Funktion: vermutlich Anführer von
Wolverhamptons Yam Yam/Subway Army. Es ist schon etwas merkwürdig aus, wenn du
siehst, wie 'ne Horde alter übergewichtiger Männer Ende 40 bis Mitte 50 auf die
Polizeiabsperrung zukommt und sich auch auf der Gegenseite entsprechendes
Potential der selben Kategorie findet und du weißt, die wollen sich echt noch
rumwaffeln. Gern hätten wir uns Autogramme geholt, aber um das Spiel in
Birmingham noch mitnehmen zu können, war etwas Eile angesagt. Bei der
Polizeipräsenz war eh jede Intervention sinnlos. Dennoch war es eines der besseren Spiele die ich von Millwall in den letzten Jahren gesehen habe. Muss ja auch mal sein.
Um mal
wieder was gegen die gute Laune zu tun, "buchten" wir uns am Bahnhof
den erstbesten Paki und Sein Taxi, verabschiedeten uns von den Tommys und
legten unsere Penunzen und Gesundheit für die nächsten 30 Minuten in die
schmutzigen Hände unseres Turban Trägers. Tschüss Wolverhampton……..“Assalamo
aleikum“ Birmingham!
Der Villa Bericht folgt.....
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