Sonntag, 10. Oktober 2010

02.10.2010 Millwall FC vs Burnley FC 1:1



Zarte Siebzehn Jahre war Jasper John Sexton, als er zum ersten Vereinsoberhaupt der Millwall Rovers wurde. Jenem Club der vor 125 Jahren in der rauen Gegend der Millwall Docks, dem Hafenbecken auf der Isle of Dogs, im Südosten Londons von den schottischen Arbeitern einer Marmeladenfabrik in einem Pub namens „ The Islander“ gegründet wurde. Exakt am 3.Oktober 1885 hatte der Millwall FC sein erstes Spiel gegen Fillebrook aus Leytonstone. 125 Jahre später - jedoch am 2.10. - sollte der Gegner Burnley heißen. Und ich war dabei. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich wusste vorher gar nicht, dass es das Jubiläumsspiel ist, war dann aber umso erfreuter, als ich dann im Stadion davon Kenntnis nahm.

So einen denkwürdigen Geburtstag hätten sicher alle lieber gegen ein Team aus der 1.Liga bzw. generell in der obersten Spielklasse gesehen, aber irgendwie passt auch das zu Millwalls restlicher Geschichte. So eine Assitruppe wie die Nordlichter aus Burnley, ist dem MFC wesentlich ähnlicher als die Glamourtruppen aus Manchester oder dem Westen Londons und passt somit zu diesem historischen Tag.

So richtig gestartet wurde dieser Tag dann in einem Pub namens „Whealans“ nahe der Station Surrey Quays, mitten im „schönen“ South London. Neben mir, einem Köpenicker und zwei Millwall Kameraden waren jedoch auch ca. 30 Millwalls dort, die zuvor am New Cross Gate gute zwei Stunden auf die Dartscheiben von QPR gewartet haben, welche bei Palace ran mussten. Scheinbar waren die Herren aber immer noch etwas angeschlagen von Millwalls Auftritt am Dienstag an der Loftus Road und wählten vermutlich einen anderen Weg. Für uns war zumindest etwas Vorsicht angebracht, in wessen Anwesenheit wir unsere Muttersprache nutzten. Da waren schon ein-zwei fiese Gestalten dabei, der Rest war eher Jung. Einer hatte es meinem Berliner Begleiter besonders angetan, Typ Hafenarbeiter, Mitte 40, Glatze, Hände wie Kanupaddel und vermutlich in seinem ganzen Leben noch nie gelacht. Der Unioner meinte später, er hätte ganz kurz mal gesehen, wie er die Mundwinkel verzog, jedoch war das wohl eher ein Gerücht. Mit der Zeit kamen aber neben ein paar bekannten Gesichtern auch wieder einige „normale Menschen“ dazu, wodurch die Anspannung dann langsam wieder wich…vermutlich lag es auch am Pegel, aber das sind alles nur Mutmaßungen ;-)

Für mich war es das erste Mal, dass ich aus dieser Richtung zum Stadion musste, daher endlich mal wieder ein paar neue „nette Ecken“ kennengelernt, besonders die Tunnel unter der Eisenbahn strahlte ´ne ziemlich nette Atmosphäre aus. Wer also mit seiner Maus mal was tolles machen will, sollte auf die Tower Bridge pfeifen und lieber die Original Kulisse von Football Factory besichtigen, Central London ist eh überbewertet…hehe.

Bevor es auf dem Rasen richtig losging, wurden erst die noch lebenden Millwall Legenden einer nach dem andern auf den Platz geholt und ordentlich gefeiert. Dazu gabs noch für jeden Supporter ein kleines Fähnchen, was dann zum Anpfiff gewedelt werden sollte. Klappte auch nicht so ganz und war für meine Begriffe ohnehin etwas dürftig für einen solchen Anlass. Vermutlich bin ich durch die ganze Ultra Sache einfach was anderes gewohnt, wenn es darum geht was schickes auf die Ränge zu zaubern, dennoch hoffe ich, dass England weiterhin davon verschont bleibt.
Spielerisch schien sich die Partie anfangs sehr gut zu entwickeln. Schon nach sieben Minuten flog das erste Nordlicht vom Platz und Millwall glich Burnleys Führungstreffer nur 4 Minuten später aus. Das wars dann aber auch mit dem schönen Fußball, denn der Rest des Spiels war mehr Krampf als Kampf. Millwall war einfach nicht in der Lage die zahlenmäßige Überlegenheit zu nutzen und scheiterte mehrfach an Burnleys Schlussmann. Auch von der Atmosphäre konnte das Spiel heute nicht sehr überzeugen, hin und wieder ein lauter Heimanhang, aber diese Momente konnte ich an einer Hand abzählen. Richtig enttäuscht war ich von den „Northern Monkeys“ . Das war mal gar nichts von den ca. 500-600 Auswärtsfans. Ich hatte mir irgendwie mehr von denen versprochen. Warum? Weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Aber da die Stadt wohl ein ziemliches Scheißloch sein muss, war ich der Meinung, dass sich der Anhang ebenfalls etwas scheiße benimmt…klappt ja bei Rostock auch. So wie es aussieht werde ich mir auch das Rückspiel geben und mir mal selbst ein Bild von dieser „grandiosen Stadt“ machen.



Nach dem Spiel wurde wie gewohnt in den Pubs an der London Bridge ordentlich abgefeiert. Dabei wäre ich fast noch etwas unter die Räder gekommen, denn ein paar Charlton Bauern hielten mich für Burnley und wollten mir mitteilen, dass sie mich gar nicht so dufte finden wie der Rest meiner Begleiter. Als sie dann auch noch hörten, dass ich Deutscher bin, waren sie mächtig am kochen…haha. Im Endeffekt ist dann nichts passiert, außer dass ich zu später Stunde fast wieder von Heathrow zurück ans andere Ende der Stadt gefahren wäre, pennen in der Tube kann ich nicht weiterempfehlen. Zum Glück war`s die letzte und der Fahrer so freundlich mich zu wecken. Nach ein paar Stunden Schlaf im Terminal gings dann früh morgens um 7Uhr zurück nach FFM zum Auswärtsspiel meines Heimatvereins. In Heathrow kann man übrigens echt gut mal ´ne Nacht pennen. Im Gegensatz zu „Studenten Flughäfen“ wie Luton oder Stansted, bekommt hier auch der letzte Penner (In dem Fall ich) ein ordentliches Plätzchen und vor allem ist es ruhig.

Geiler Tag ,der leider viel zu schnell vorbei war!

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