Donnerstag, 17. März 2011

12.03.2011 Burnley FC vs Millwall FC 0:3 ( plus Man City vs Reading)



Burnley, etwa 35 km nördlich von Manchester, am Leeds-Liverpool-Kanal gelegen, gilt in England allgemein nicht unbedingt als Ausflugort der ersten Wahl, böse Zungen behaupten sogar, es sei ein mächtiges Scheißloch. Früher war die heute knapp 90000 Einwohner zählende Stadt wohl mal eine florierende Metropole der Baumwollindustrie (wie so einige Städte in England), im aktuellen Jahrhundert sorgt jedoch eher die Metallindustrie für ein wenig Arbeit. Es gibt interessantere Städte! Also was zum Teufel zieht uns überhaupt dort hin? Ich sag‘s euch, die Aussicht auf das genannte „Scheißloch“, damit man mal wieder sieht, wie gut es einem eigentlich geht.

Circa 5 Monate vorher war ich noch am abwägen, ob ich nicht lieber nach Sheffield fahren sollte, mein Kumpel Simon empfiehl aber Burnley und ich verpasste einen starken Auftritt des Millwall Anhangs bei Sheffield United, kann man leider vorher nie wissen…ärgerlich war‘s trotzdem. Als ob das nicht genug wäre, stand das Spiel bei den Nordlichtern Anfang März nochmal auf der Kippe, da eben jene gegen die Paki Truppe aus dem Londoner Osten im FA Cup ran mussten, so weit so gut….jedoch musste West Spam dieses Ding gewinnen, da es ansonsten ein Rückspiel an am 12.März gegeben hätte. Also hieß es am 2.März dem Paki Boys die Daumen drücken, damit man Flug und Hotel nicht schon wieder stornieren musste. Irgendwas ist ja immer, letztes Jahr wollt mich der Vulkan nicht nach Manchester lassen und nun das. Am Ende klappte alles perfekt und sowohl ich als auch Kamerad Paule schlugen pünktlich um 21Uhr Ortszeit in Manchester auf. Die Stadt ließ dann auch nicht lange darauf warten, gängige Klischees zu bestätigen und so kreuzten, noch bevor wir das Hotel betraten, einige Manc Büchsen mit viel zu kurzen Röckchen unseren Weg… Es ist immer wieder schön auf die Insel zu kommen. Da wir jedoch beide mächtig platt waren, wurde ein größerer Ausritt in die City und das Nachtleben Manchesters auf den nächsten Tag verschoben, wir hatten schließlich noch viel vor.

Am Samstagmorgen stellten wir dann als erstes fest, dass uns der Taxifahrer vom Vorabend ein „wenig“ beschissen hatte. Da wir zu faul waren zu laufen bzw zu suchen wurde nämlich ein Taxi zum Hotel genommen, gekostet hat uns das umgerechnet etwa 8 Euro, in Anbetracht der Tatsache, dass wir keine 500 Meter vom Bahnhof Piccadilly entfernt unsere Zelte aufschlugen, mächtig frech. Aber egal, kann man auch nicht ändern, also ab in die Zug und los. Für einen kleinen Lacher (der aber fast das ganze Wochenende anhielt) sorgte dann ein kleines Örtchen irgendwo zwischen Manchester und Burnley, das den netten Namen „Todmorden“ trug. Nebenbei sei mal erwähnt, dass die Landschaft da oben durchaus zu gefallen weiß. Hatte ich so gar nicht erwartet. 11Uhr Endstation Burnley Manchester Road, aber wo ist das Bahnhofsgebäude? Verschwunden, zerstört, nie gebaut? Wohl eher letzteres. Angeblich gibt’s in dem Nest noch eine Central Station, ich kann mir aber kaum vorstellen, dass die ebenfalls über mehr als zwei Gleise verfügt. Aber gut, ohne lange suchen zu müssen wurde der erste Pub ausgemacht, wo wir auf die Kumpels aus London warten konnten, um später die ersten Pints des Tages weg zu hauen. Nach ca. 1 ½ Stunden wurde dann der Plan gefasst mal runter in die Stadt zu gehen um selbige und andere Pubs einer genauen Inspektion durch unsere 6 köpfige Expertentruppe zu unterziehen. Was wiederrum leichter gesagt war als getan, an Pubs mangelte es zwar weniger, dafür an der Bereitschaft uns zu bedienen. Im ersten Laden saßen schon reichlich alte Kanten mit grimmigen Blick, der noch finsterer wurde, als wir rein kamen, interessiert hatte das bisher keinen so recht, also einfach mal Bier geordert. Doch bevor das auf dem Tresen stand gesellte sich einer der Securitys von der Tür zu uns und gab uns zu verstehen, dass wir hier nicht erwünscht seien, das Portmonee stecken lassen könnten und uns verpissen sollten, bevor er die Bullen ruft. Beim raus gehen guckten die Herren an den Tischen aber irgendwie immer noch nicht freundlicher. Ich tippe auf plötzlichen Arbeitsplatzverlust. Im nächsten Laden hatten wir das Bier immerhin schon in der Hand als ein Herr der „Football Intelligence London“ rein kam ( st sowas wie bei uns die Szene (un-)kundigen Beamten) . Der gute Mann gönnte uns zwar wenigstens 1-2 Bier in der Kaschemme, bat uns aber ebenfalls, den Laden schnellst möglichst in Richtung Stadion zu verlassen, da wir bisher die einzigen 6 Millwalls wären, die sie in der Stadt gefunden hätten und die Jungs aus Burnley auf der Suche nach Cockneys wären. Das Pub war im Übrigen ebenfalls voll mit diversen Burnley Lads, die spätestens jetzt wussten, dass wir nicht aus ihrem Moor kommen. Aber zum Glück wurden uns ja direkt zwei Bullenkarren vor die Kneipe gestellt, ein Wink mit dem Zaunpfahl für jeden Einheimischen. Sehr witzig im Übrigen welch herrliche Arroganz bzw. Ignoranz meine 4 Engländer gegenüber dem Heini von den Cops an den Tag legten, da musste ich schon etwas schmunzeln.

Nach den „erlaubten“ zwei Bieren ging‘s dann durch die recht Triste Innenstadt (das trübe Wetter und der einsetzende Regen machten die Stadt nicht schöner) ab zum Stadion. Nach weiteren Drinks beim örtlichen Cricket Club ging es dann auch schon rein und wieder war der Lacher auf Seiten des Nordens. In den meisten modernen Stadien hat man hinter den Blöcken bzw. über den Catering Ständen angebracht, damit man das Spiel auch dort weiter verfolgen kann, in Burnley fehlt hingegen vermutlich das Geld dafür, weshalb mehrere normale Röhrenfernseher unterschiedlichster Bauart auf ein paar Bretter über den Klos und dem Catering Bereich stellte. Das machte den Verein ja schon wieder irgendwie sympathisch. Das Heimstätte des Gastgebers nannte sich Turf Moor und bestand aus 4 Tribünen, zwei davon waren etwas moderner, die andern beiden (darunter die für die Gäste) hingegen schon etwas betagt. Nicht, dass ich was dagegen hätte, aber ich hab ja hier sowas wie einen Informationsauftrag, ne?! Neben uns zwei Deutschen und den 4 Kumpels fanden sich noch etwa 200-250 Leute im Gästebereich ein, sowohl ich als auch meine englischen Kameraden hatten mit mind. 400 gerechnet, aber so viel waren es beim besten Willen nicht. Eine Busladung mit Londoner Problemklientel war wohl schon den Abend vorher in Blackpool, um das Leben zu genießen, von denen konnte man aber auch nichts entdecken. Verpasst haben sie zumindest in der ersten Hälfte der Partie rein gar nichts….wie so oft in England zwar sehr kampfbetont und schnell, aber maximal deutsches 3.Liga-Niveau. Wenigstens konnte die Unterstützung der Gäste ein wenig von diesem Mistkick ablenken. Mein Begleiter fand‘s zwar nicht so doll, aber meiner Meinung nach war das für die paar Hanseln im Block ganz gut. Es hätte allerdings etwas mehr gepöbelt werden können. Zu Beginn der zwoten Hälfte raschelte es dann endlich im Tor des Gastgebers durch Robinson, in der 71. schoss der gleiche zum 0:2 und in der 87. hieß es dann 0:3 für Millwall. Das letzte Tor konnten wir allerdings nicht mehr sehen, da wir diesen hübschen Ort bereits in der 81. aufgrund einer Verabredung am Abend verlassen mussten. In England kommt es zwar selten zu Blocksperren, aber sicher ist sicher, da wir ohnehin Zugbindung hatten. Zu Burnley bleibt noch zu sagen, dass die Stadt nun doch nicht alle Punkte erfüllt hat, um in unser Liste als richtiges Scheißloch geführt zu werden, da hat die Insel definitiv schlimmeres zu bieten…..zum Beispiel Luton. Aber ich bin mir sicher, ich werde für euch noch eine Stadt finden, die das Moloch im Nordwesten Londons überbietet.

Der Abend wurde dann wie geplant im Nachtleben Manchesters verbracht, für den einen endete er früher, für den andern später. Aber beide waren wieder mal um ein paar Pfund ärmer.

IMPRESSIONEN



13.03.2011 Manchester City vs Reading 1:0

Der nächste Tag begann dann wie erwartet mit leichten Gleichgewichtsstörungen, aber es half alles nichts….wir mussten in die Stadt! Nach einem Frühshoppen und einem kalorienreichen Frühstück wurde die Innenstadt und die Einkaufsmöglichkeiten von Manchester ein wenig unter die Lupe genommen, und ich kann nur sagen: äußerst empfehlenswert. Manchester ist sicher nicht mit bekannten Sehenswürdigkeiten wie London, Cardiff oder Nottingham gesegnet, aber gerade der Fakt, dass die 2.größte (?) Stadt Englands nicht so brutal von Touristen überlaufen ist wie vor allem London, macht sie äußerst sympathisch. Zudem ist fast alles per pedes in annehmbarer Zeit zu erreichen.

Genug des Geschwafels, da wir nun mal hier waren besorgte mir ein Kumpel noch ein paar Tickets für das FA Cup Viertelfinale Manchester City – Reading. Da diese (für englische Verhältnisse) nur läppische 17,50 Pfund kosteten, fiel die Wahl nicht sonderlich schwer, ob wir noch einen auf Kultur machen oder doch lieber Fußball kieken gehen. Faul wie wir sind wurde auch dorthin ein Taxi geordert, obwohl das Stadion in 20-30 Minuten locker per Fuß erreichbar ist ab Manchester Piccadilly. Ich hätte es zwar sehr begrüßt, City noch an der Main Road sehen zu können, aber so musste eben diese neue Schüssel herhalten. Das City of Manchester Stadium ist in meine Augen nichts besonderes, ein typischer Neubau ohne echtes Flair. Deswegen ging‘s auch direkt auf die Plätze und warten auf das, was da kommen möge. Aus Reading waren etwa 2500-3000 Gäste angereist, welche aber nur selten von sich hören ließen. Die Hausherren indes überraschten mich mit Aktionen a la „ Rücken zum Spielfeld, einhacken und hüpfen“…..wohl gemerkt fast das ganze Stadion, selbst Teile der Haupttribüne hatten ihren Spaß daran. In der 2.HZ gab‘s, neben dem kleinen Schwimmbecken, das die ganze Zeit durch den Heimbereich flog, sogar etwas blauen Rauch. Da hatte wohl Lech Posen ordentlich Eindruck hinterlassen, denn all das ist nicht gerade typisch für die Insel.

Erwähnenswert ist in jedem Fall auch das Halbzeitprogramm, da hatte man 2 Jungs auf den Platz geholt die um die Wette jonglieren sollten. Während der eine offenbar noch im Suff vom Vorabend war, hörte der andere gar nicht mehr auf und zeigte die gesamte Pause über was er drauf hatte ohne den Ball nur einmal fallen zu lassen, wenn der Junge nicht zum Probetraining geladen wird weiß ich auch nicht…denn so jemanden wie ihn hätte sein Verein heute dringend gebraucht. Zwar war City stets die die dominierende Mannschaft, hatte aber so dermaßen viele nicht genutzte Torchancen, dass es den City Supportern hätte fast schon peinlich sein müssen, überhaupt zu jubeln, als es endlich klappte. Mehr gibt’s zu der Begegnung nicht zu sagen. Nach dem kleinen Fußmarsch in die Innenstadt gönnten wir uns in einem Laden Namens „Eden“ etwas Besseres zu essen und ich verzehrte wohl das beste Stück totes Geflügel meines Lebens, unbeschreiblich!

Manchester, wir sehen uns wieder!




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