Es ist exakt 24 Uhr als endlich das typische Quietschen englischer Pub Türen mein Trommelfell malträtiert und wir im „Prince of Wales“ zu unserem langersehnten Pint kommen. Eine Stunde zuvor stand meine Wenigkeit und der „Kosmopolit aus Schmogrow“ noch am Heathrow Airport und verfluchten British Airways und das für sein Chaos berühmte Terminal Fünf. Reichlich geschafft von der „Gepäcksuche“ und der ohnehin fortgeschrittenen Stunde, schraubte man sich noch ein – zwei Bier mit unserem Gastgeber am Elephant and Castle rein, bevor es endlich in die Kiste ging. Schließlich klingelte der Wecker ein paar Stunden später schon wieder.
Punkt 7:45 Uhr am Morgen bewegte sich dann auch schon unser Zug in Richtung Walisisches Ausland. Mit Erschrecken musste der Autor dieser Zeilen jedoch morgens feststellen dass er seine Zahnbürste in der BRD vergessen hatte, also lag nichts näher, als sich die Zähne die kommenden Tage einfach mit Bier zu spülen, ging ja bei den Rittern auch schon ganz gut. Getreu dem Motto „ Lieber Bierstein als Zahnstein“ wurden nun auch bei den anderen die Büchsen geöffnet ehe wir nach recht kurzweiliger Fahrt auch schon in Wales gelandet waren. Aus taktischen Gründen bevorzugten die Strategen unter uns es diesmal einfach eine Station früher den Zug zu verlassen, wodurch der deutsche Teil dieser illustren Reisegruppe auch einmal in den Genuss der „malerischen“ Stadt Newport kommen durfte. Da sich bei mir mittlerweile hartnäckige Bauchschmerzen eingestellt hatten, musste ich hilflos mit ansehen wie sich die anderen Herrschaften diese Region schön tranken und meiner Wenigkeit nichts anderes übrig blieb als diesen trostlosen Ort bis zur Weiterreise in die walisische Hauptstadt zu ertragen.
In Cardiff waren zumindest wir Deutschen einmal mehr etwas überrascht, dass sich die Präsenz der „Heddlu“ (Waliser Polimannzei) mehr als dürftig ausfiel, angesichts der Tatsache dass es sich hierbei wieder um ein Sicherheitsspiel handelte, war ich doch etwas verblüfft, dass hier jeder seines Weges ziehen durfte. Auch am Stadion war nichts von der früher so großen Rivalität dieser beiden Vereine zu spüren. Ich hatte da eine deutlich feindseligere Atmosphäre erwartet. Ich geh allerdings davon aus, dass es auch in gewisser Weise mit dem neuen Stadion der Blue Birds zu tun hat. Dieser ist nämlich weder feindselig noch freundlich, er ist einfach steril wie viele andere Neubauten in der heutigen Zeit. Ich stelle mir das ganze im alten Ninian Park deutlich „netter“ vor. Wie dem auch sei, rein in die Kiste und sehen was passiert. Aber auch hier Enttäuschung, es passierte nichts…weder auf dem Rasen noch auf den Rängen. Beide Teams schienen nicht in der Lage den Ball ins Tor zu hämmern, immerhin kann sich zumindest Millwall über einen Punkt im Kampf gegen den Abstieg freuen. Auf den Rängen dasselbe, irgendwie kam die ganze Sache nicht auf Touren. Ich würde fast soweit gehen und sagen, dass Cardiff von meinen bisher gesehenen Auswärtsspielen die größte Enttäuschung war, schlechter Support von beiden Seiten und das das gesamte Spiel über. Cardiff war nur selten zu hören und wenn dann auch nur zum pöbeln. Ganz witzig war eigentlich nur das aufblasbare Schaf, welches mit entsprechender akustischer Untermalung durch den Gästeblock flog („Määäääähhhh“). Ohnehin brachten uns die kleinen Sticheleien der Engländer gegen ihre Untertanen aus Wales immer mal wieder zum Lachen. Ob es sich dabei nun um die Aufforderung handelte, dass diese Englisch sprechen sollen oder um die Frage, ob man hier auch mit englischem Geld zahlen könne, war dabei völlig gleich, den Walisern missfiel diese Art der Verarschung sichtlich. Aber wir sind ja schließlich nicht beim Ballett. Kurz vor Schluss gab`s dann tatsächlich mal zwei Torchancen für beide Vereine, es blieb aber nur bei Chancen. Somit durften wir diese hässliche Kiste nach einem torlosen Spiel recht enttäuscht verlassen und machten uns auf den Weg zurück in die Innenstadt. Man soll`s nicht glauben, aber selbst hier war tote Hose.
Da wir Cardiff bereits von einem früheren Besuch kannten (ein Besuch lohnt sich übrigens!) , zogen es der „Kosmopolit“ und ich vor, noch auf ein Bier mit einem weiteren angereisten Cottbuser und seiner Madame zu bleiben, während sich der englische Teil unser Reisegruppe auf den Weg zurück nach London machte. Im Nachhinein bereuten wir es jedoch, nicht dasselbe getan zu haben, da unsere Tickets nämlich erst für eine Rückfahrt am Abend gebucht waren, wurden wir kurz vor Bristol vor die Wahl gestellt einen Haufen Kohle nachzuzahlen oder in Bristol Parkway das Geld im Pub zu verballern. Da wir clevere Geschäftsmänner sind, war natürlich klar, dass wir uns für zweiteres entschieden und einem weiteren trostlosen Ort unsere Ehre gaben und recht schnell einen Pub fanden an dem wir unsere Mission erfüllen konnten. Im Grunde hätte man auch nach Bristol hinein fahren können, aber so wirklich hätte es auch nicht gelohnt und für den Preis gab`s immerhin schon wieder zwei Bier in der Zugbar. Unsere Londoner Kollegen saßen während dessen schon wieder in ihrer Heimatstadt und waren dementsprechend „angeheitert“ als wir am späten Abend auch endlich wieder zu ihnen stießen. Da der Vorsprung dieser Herrschaften allerdings schon wieder uneinholbar schien, zogen wir es vor, den Ort des Geschehens nach einem Bier zu verlassen und ein wenig frustriert über die eigene Blödheit unsere Betten aufzusuchen.
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