Freitag, 28. Februar 2014

20.02.2014 FC Porto vs SG Eintracht Frankfurt 2:2

Beim erblicken dieses Berichts wird sich vermutlich der ein oder andere treue Leser meiner Zeilen verwundert die Augen reiben. „Was macht denn der Idiot nun auch noch bei den Frankfurtern?“, fragt sich bestimmt nicht nur mein Offenbacher Zigeuner-Kumpel. Nur weiß zumindest dieser natürlich darüber Bescheid, dass meine Wenigkeit schon seit ca. 14 Jahren mit der Eintracht aus Frankfurt „fremdgeht“. Bedingt durch Beruf und damit verbundenen Wohnortwechseln wurde die SGE mal mehr und mal weniger besucht. Gerade um 2002 bis 2006 wurde alles daran gelegt, neben Energie-Spielen soviel wie möglich Frankfurt „mitzunehmen“. Selbstverständlich entstanden über die Jahre einige Bekannt- und Freundschaften in die Frankfurter Szene. In den vergangenen Jahren ließen die Besuche jedoch mehr und mehr nach. Man wird eben älter und ich kann ja auch nicht überall sein. Die Teilnahme der Eintracht am Europapokal war daher Grund genug, um meiner alten „Affaire“ wieder einen Besuch abzustatten und Kumpels zu treffen, mit denen ich schon geraume Zeit keinen Schoppen mehr genommen habe. Selbstverständlich Auswärts. Ich wäre eigentlich schon gern in der Gruppenphase mitgeflogen, aber wie das manchmal so ist mit der lieben Zeit und dem Geld musste ich immer wieder abwinken und hoffen, dass die Adler weiterkommen. Mit dem Los „FC Porto“ passten dann auch endlich mal alle Rahmenbedingungen. Flug und Hotel wurden direkt gebucht und meine Freunde in FFM auf 'ne Karte angesetzt.
Nach langen Wochen des Wartens konnte dann am Vortag der Begegnung der/die Flieger in Richtung Porto bestiegen werden. Nach einem etwas längeren Zwischenstopp in Zürich und insgesamt vier Stunden Flug, durfte mich Portugals zweitgrößte Stadt in der Abenddämmerung dann auch endlich begrüßen. Kurze Orientierungsphase, Metro bestiegen, Hotel gesucht und noch schneller gefunden. Etwas frisch gemacht und Kontaktaufnahme zu „meinen“ Gefährten für die kommenden Stunden und den Donnerstag. Zum Thema Orientierung und ÖPNV in der Stadt geht der Daumen an dieser Stelle übrigens das erste Mal nach oben für die Metropole im Norden Portugals. Ich hab mich da recht schnell zurechtgefunden und auch bei der Metro gibt’s nicht viel zu meckern. Ziemlich übersichtliches Netz haben die Herren.
Nahrungsaufnahme abgehakt und schon wurde die erste Pinte des Abends angesteuert. In einer recht nettem Restaurant konnte ich dann auch endlich die ersten Frankfurter begrüßen. Unter ihnen natürlich auch einer meiner Lieblingshessen. Nennen wir ihn einfach „ BuKaKKe Simon“. Nach einigen „Super Bock“ und zwei Kneipen später standen wir auch schon wieder in 'ner Bar, die fest in Frankfurter Hand war. Die deutschen Schlager, diverse Böhse Onkelz-Klassiker und ein halbnackter Mann hinter dem DJ Pult ließen dann auch die Vermutung zu, dass der DJ kein Portugiese war. So ging das dann noch eine ganze Weile, bis gegen 4 Uhr morgens der Weg ins Hotel angetreten wurde. Dank „Herrn BuKaKKe“ wussten die Einheimischen spätestens jetzt, dass „German Sex Tourists“ in der Stadt waren. Herrlicher Abend!

Der nächste Morgen wurde dann wie erwartet eher ein „später Vormittag“. Zu laut war das Hämmern in meinem Kopf, aber was soll's... Europapokal! Raus, etwas die Stadt ansehen und dann die hessischen Härtefälle schnell wiederfinden. Beim Betreten der Straße hätte ich am liebsten direkt wieder die Kneipe angesteuert. Regnete es doch den ganzen Vormittag regelrecht Bindfäden. So hat ich mir das nicht vorgestellt. Trotzdem hab ich mich dann mal in Richtung des Douros (das ist dieser blöde Fluss, der da lang fließt und im Meer mündet, ist ja alles um die Ecke) bewegt bzw. auf die „Ponte Dom Luis“. Einer Brücke, die ihres Zeichens von einem Schüler des berühmten Gustave Eiffel entworfen wurde und die Porto mit Vila Nova de Gaia verbindet. Auf dem Weg dort hin den Bahnhof „Sao Bento“ passiert und besucht (war nicht schwer, mein Hotel war geschätzte 10 Meter daneben) und über die wundervollen Bilder in der Vorhalle gestaunt. Nennt man wohl „Azulejo-Bilder“. Für mich sah das wie Mosaik aus. Wahrscheinlich steckt das sogar hinter diesem komischen Namen. Besagte Bilder zeigen ihrerseits Szenen aus dem Alltagsleben und der Geschichte des Landes. Für mehr Informationen bedient ihr einfach Wikipedia. Den Weg zur berühmten Kathedrale von Porto hab ich mir hingegen gespart. Konnte ich ja von weitem sehen und überhaupt standen überall große und kleine Gotteshäuser, geschmückt mit „Azulejos“ (kann man auch googeln), in der Stadt herum. Mit einer riesigen Tasse Espresso (wer brauch schon Koks, wenn er so eine Dosis Koffein bekommt) wurde der Rundgang im Regen nach einer knappen Stunde auch ad acta gelegt. Da war ja noch dieses Hämmern im Kopf.


Nach dem ganzen Kulturquatsch war's auch wieder Zeit für ein paar Flaschen Super Bock. Also die Herren vom Vorabend angerufen und gefragt, wo sie denn stecken. Im Grunde war's 'ne blöde Frage... Es war kurz vor 12 Uhr und wo sollten die Herren sonst sein als in der Kneipe neben ihrem Hotel. Dort trafen dann auch nach und nach immer mehr Leute aus dem Umfeld der Binding Szene ein, die erst am Morgen in Porto landeten. Nach etwas Geplauder sollte es nun doch mal in Richtung der Uferpromenade gehen. Dort wiederum sammelte sich der Frankfurter Pöbel. Da die Stadt eine einzige Hügellandschaft ist, zu offenbar 90 % aus Kopfsteinpflaster besteht und es den ganzen Vormittag geregnet hatte, fühlte ich mich beim „Abgang“ zum Douro hin und wieder wie Michael Schumacher in den französischen Alpen. So 'ne Altstadt hat auch Schattenseiten! Nebenbei fielen mir immer wieder die vielen leerstehenden Gebäude in der Stadt auf. Hier und da war wenigstens mal ein Geschäft drin, anderswo waren ziemlich schicke Gebäude menschenleer und vom Verfall bedroht. Kann mir kaum vorstellen, dass bei uns solche Immobilien in der Lage ungenutzt wären. Allerdings scheinen die Mieten für die Objekte tatsächlich sehr hoch zu sein, weshalb sich die Portugiesen lieber etwas außerhalb der Stadt niederlassen. So sagt es zumindest das Internet. Ich hätte es einfach auf die Wirtschaftskrise geschoben. Was aber sich nicht sooo falsch ist.  

Angekommen am Douro war schon gut was los. Hessen wohin das Auge reicht, überall in den kleinen Bars und Cafés saßen, tranken und sangen Frankfurter. Schon sehr geil. Weniger geil fand ich die überproportionale Verbreitung von Jogginghosen im Frankfurter Anhang. Mit Jeans scheinen die Shops im Raum Frankfurt zumindest relativ wenig Geld zu machen. Wegen mir sollen die Leute rumrennen wie sie möchten, aber den besagten Kleidungsstil erwarte ich eher von polnischen „No Future“-Kids und nicht von erwachsenen Männern, die so auch noch in Flugzeuge steigen. Frankfurter Schule eben. Etwas abseits des ganzen Trubels hatte eine Vorhut bereits eine kleine Bar namens „Peters“ im Obergeschoss besetzt. Das Ding war definitiv die beste Wahl, die sie treffen konnten. Klein, gemütlich, billig und mit unheimlich netten Inhabern. So wurde dann dort der Nachmittag bei allerhand Bier und Wein verquatscht, bis sich der Marsch der Frankfurter in Bewegung setzte. Ich meine, es war gegen 17 Uhr. Anstoß war kurz nach 20 Uhr. Für unsere durstige und mittlerweile recht gesellige Runde war dies aber keine Option. Also weiter trinken. Gegen 19:30 bestiegen wir dann aber doch mal ein Taxi, kostet ja alles nüscht hier. Unsere Entscheidung, in der Bar zu bleiben, erwies sich beim Blick auf die Eingänge als absolut richtig. Totales Chaos und viel zu wenig Eingänge für die diese Masse an Menschen. Zehn Minuten nach Anstoß standen noch immer hunderte vor den Toren, umrundet von einer mehr oder weniger netten Polizeikette. Offenbar gab's zuvor schon Tumulte. Als wir uns gerade eine neue Bar suchen wollten bis das Chaos beseitigt ist, fanden wir einen weiteren Eingang, wo man ohne Probleme ins Stadion kam. Wirklich relevant wurden die Tickets ohnehin erst an den komischen Drehkreuzen innerhalb des Stadions. Also wieder völlig unnütz der ganze Aufstand. Aber das weeste eben auch erst hinterher.
Die Blöcke hinter dem Tor waren, nach meinem Empfinden, ziemlich voll... wenn nicht sogar zu voll. Bullen und Ordner haben einfach alle Deutschen in den eigentlichen Gästeblock gestopft. Obwohl viele, wegen der Kartenknappheit, Tickets für andere Sektoren hatten. Überhaupt gab's es offiziell wohl nur ca. 4000 ( oder 4500 ?) Tickets für Frankfurt. Was ca. 3000 andere nicht davon abhielt, trotzdem zu fliegen und ihr Glück vor Ort zu suchen. Mit Erfolg wie man sah. Der FC Porto war da aber nicht immer so kooperativ wie man hörte, daher wurden immer mal wieder Einheimische „angeworben“. Bis auch das durchschaut wurde und nur noch Karten an Leute mit Mitgliedsausweis verdonnert wurden. Wieso, weshalb, warum wissen sicher nur die Verantwortlichen selbst. Entweder haben die Herren zu viel Kohle oder Schiss. Ich hab jedoch nie echte Aggression an dem Tag wahrnehmen können. Alles in Allem also ein riesiger Frankfurter Haufen. Bis wir dann endlich „unsere“ Plätze eingenommen hatten, waren bereits 20 Minuten gespielt. Was wir dann noch in der Halbzeit sehen konnten, war ein sehr chancenreiches Spiel für beide Seiten. Wobei Porto bis dato doch spielbestimmend war und dies mit dem Treffer kurz vor der Pause auch bewies. Auf den Rängen sah die Sache etwas anders aus. Die Hausherren nahm ich im Grunde nie war. Lag evtl. an meinem Standort inmitten ziemlich lauter Gäste. Aber ich schätze, da war wirklich nicht viel los. Wie auch im Rest des Stadions. 30000 Zuschauer waren es offiziell. Ich würde sagen, es waren deutlich weniger. Erinnerte mich irgendwie an Stuttgart. Da ist das Stadion bei EC Spielen ja auch recht häufig schlecht bis sehr schlecht gefüllt. Ob das nun am Gegner oder ebenfalls mit knappen Kassen zu tun hat, wissen nur die Portugiesen. Ich denke von allem ein bisschen.


Von FFM kamen insbesondere die Wechselgesänge der beiden Blöcke ziemlich gut rüber, das schaukelte sich immer mehr nach oben. Wobei der Sektor mit dem höheren Anteil an „Normalos“ immer wieder einen drauf setzte. Speziell auf den Videos kommt das sehr gut rüber. An der guten Stimmung änderte auch ein zweiter Treffer der Portugiesen nichts und als man gerade schon wieder mit dem Gedanken spielte, eine Örtlichkeit mit Zapfhahn aufzusuchen, gab es auf der Anzeigetafel eine Veränderung zu Gunsten der Gäste. Na dann bleiben wa doch noch hier, da scheint noch was zu gehen. Und so war's auch. Keine sechs Minuten später... Ausgleich in der 77.Minute! Absolut Fett. Wer hätte das Gedacht. Auf der Anzeigetafel sollte sich nun auch bis zum Spielende nichts mehr verändern und der Gästemob in purer Ekstase. Soll es mit etwas Glück wirklich nach Neapel gehen?! Vom Anhang Portos war nun nicht mal mehr Handbewegungen auszumachen. Stattdessen entdeckte ich kurz vor Spielende, dass ich auf unserer Seite des Stadions in der gegenüberliegenden Ecke eine weitere Ultra-Truppe Portos befand. Zur Kenntnis hab ich die aber auch nur durch einen kleinen Wechselgesang mit ihrer anderen Bande hinter'm Tor genommen. Das wohl einzige „akustische“Lebenszeichen, dass ich persönlich von Seiten Portos wahrgenommen habe.

Für unsere Bande ging's erstmal ganz schnell raus. Herr BuKaKKe hatte Durst und der Rest ebenfalls. Glaub' solang haben wir während unseres Aufenthalts nie auf dem Trockenen gesessen. An der angrenzenden Metro-Station hatten sich indes die Herren der örtlichen Verkehrsbetriebe vorgenommen, die deutschen Kühe nochmal richtig zu melken. Bestanden die Herren doch wirklich darauf, dass sich jeder ein Ticket kauft. Ganz schlechte Idee bei ca. 7000 Gästen, die schon vor dem Spiel etwas angefressen waren und wenn dann auch noch zwei von vier Automaten defekt sind. Keine Ahnung, ob die Jungs das noch durchgezogen haben. als wirklich alle draußen vor den Toren standen. Kann ich mir fast nicht vorstellen. Wir gehörten dennoch zu den Idioten, die noch zahlen mussten, gehörten aber dafür zu den ersten in der Pinte vom Vortag. Bei erneuten Singsang, viel Bier und „BuKaKKe Wellen“ wurde noch gut gezecht und der Tag später in einer andere Kneipe beendet. Zumindest für mich. Musste ja am Freitag halbwegs fit wieder zum Flughafen.
Im Großen und Ganzen ein sehr geiler Ausflug in eine wunderschöne Stadt, in der ich endlich mal viele Freunde und Bekannte wiedertreffen durfte. Letzteres hat mich fast mehr gefreut. Hab ich mich doch unter den besagten Herren immer wohl und willkommen gefühlt. Macht einfach Spaß. Dafür dass ich die Touren nach Israel und Zypern verpasst habe, werde ich mir wohl noch ewig in den Arsch beißen. Aber irgendwo muss man eben immer Abstriche machen. Leider war der Trip nach Portugal das letzte Abenteuer für die Frankfurter im Europapokal, denn in dem Moment, in dem ich diese Zeilen endlich zu Ende gebracht habe, steht fest, dass sie raus sind aus dem Wettbewerb. Trotz allem ziehe ich den Hut vor der Leistung der Mannschaft (gerade nach ihrem letzten Spiel gegen Porto) und ihrem Anhang. Da kann man nur neidisch werden. Denn in den nächsten 1-2 Jahren wird das wohl nichts mit Energie in Europa. Aber in drei Jahren greifen wir an... und wenn es nur die Babelsberger sind.

Weitere Fotos und Videos vom Spiel findet ihr hier:

Ultras Tifo.net
Porto vs Frankfurt @ youtube
Ultras Frankfurt


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