So
wie der Vortag begann auch der zweite Morgen auf der Insel. Mit dickem Kopf und
ziemlich früh am Morgen. Ganz blöd ist es für diejenigen, die auch noch
vergessen ihre Uhr zurückzustellen und gleich mal 'ne Stunde früher aufstehen
als der Rest. Gott sei Dank kann der Gute in der folgenden Woche den Schlaf
wieder im Büro nachholen. Wie dem auch sei. Taxi bestellt und schnell zum
Bahnhof und Nottingham lebe Wohl gesagt. Das schöne Wetter hätte eigentlich zu
einem weiteren Tag in der Stadt eingeladen, aber wir hatten ja noch viel vor.
In unserm Zug nach Manchester befand sich ebenfalls ein kleine Bande junger
DERBY County „Lads“, die uns aber erst am Bahnhof Piccadilly sehr positiv durch
ihr negatives Verhalten auffielen. Schönes Rumgegröle.
Nach
kurzer Orientierungsphase und Gepäck abgeben (da waren sie wieder, die scheiß
Gepäckscanner), waren wir auch schon in der TRAM in Richtung Oldham. Aber wo
aussteigen? Der komische Stadion-Guide im Internet sagt „Freehold“ und dann ein
bisschen laufen. Kein Ding dachte wir uns, sind ja früh dran und ein cooles
Navi haben wir ja auch im Handy. Also lief man. Die Zeit verging, das Spiel
nahte und das Stadion,laut Navi, auch. Leider war's das falsche. Ich weiß nicht
mal mehr, was und von wem diese Bruchbude war, aber wir waren ziemlich falsch.
Also mal die Anwohner gefragt. Die müssten das ja wissen. Dem Blick der ersten
Dame nach war ihr bis zu unserm Erscheinen überhaupt nicht bewusst, dass es in
diesem Ort ein Stadion gibt. Na, das kann ja heiter werden. Über diverse Seitenstraßen
kamen wir dann aber tatsächlich an und als kleinen Bonus haben wir scheinbar
jedes Drecksviertel dieser Stadt gesehen. Wohnen wollt da keiner von uns. Nicht
mal der Offenbacher.
Das
Stadion von Oldham gehört definitiv zu den geilsten Dreckschüsseln, die ich
bisher in UK besucht habe. Alt ist gar kein Ausdruck. Steht unten im
Toilettenbereich, hört man wie diese Holzkonstruktion mit jedem Schritt knarrt.
Man könnte meinen ein altes Bauernhaus betreten zu haben. Der Zugang zu den
verschieden Sektoren auf der Haupttribüne erfolgt unter anderem durch die
Stadion-Kneipe im Bauch der Tribüne. Der Höflichkeit halber wurde sich kurz vor
Anpfiff dort das allererste Bier des Tages reingedreht (wir waren spät dran),
an einem solchen Ort kann man schließlich nicht einfach so vorbei gehen. Danach
endlich die Plätze bezogen und in Richtung der Gäste gestarrt. Gut 2000-2500
Fans aus Bradford werden es wohl gewesen sein, die den kurzen Weg nach Oldham
auf sich nahmen. Diese legten gesanglich auch recht gut los, sogar kurze
Kloppereien mit den Dorfsheriffs gab's zu sehen. Da schien mehr Brisanz drin zu
stecken als wir dachten. Wie gesagt, Stimmung auf Seite der Gäste eigentlich
sehr gut.Insbesondere nach dem ersten Tor wurde es ziemlich laut. Die Gastgeber
enttäuschten hingegen, wie fast alle Heimfans in UK. Wobei die lauten „Come on
Oldham“ -Rufe erahnen ließen, was hier eigentlich für ein Potential drin
steckt. Schade, dass man es nicht ausschöpft. Die 22 Helden auf dem Rasen
spielten ihrer Liga entsprechend ziemlich ruppig. Aber keinesfalls langweilig.
Bei diesem 3.Liga-Kick war insgesamt mehr Unterhaltung geboten als bei den
beiden Millwall-Spielen auf unserer Tour. Sowohl auf dem Rasen als auch auf den
Rängen. Speziell Bradford fand ich ziemlich nett, wobei mir auch Oldham
irgendwie sympathisch war. Wahrscheinlich liegt's einfach an diesem kleinen
bisschen Authentizität, dass sich diese Vereine und ihre Fans noch erhalten
konnten. Genau darum gucken wir uns Spiele in den unteren Ligen an.
Noch
immer den langen Fußweg in den Knochen, entschlossen wir uns, mal wieder das
Stadion etwas eher zu verlassen um so unsere Chance auf ein Taxi zu erhöhen.
Und siehe da, hinter der Tribüne stand ein neuer Freund aus Pakistan. Wieder
einer dieser Kerle, die ihre Taxilizenz im Lotto gewonnen haben. Innerhalb von
wenigen Sekunden schaffte es der Typ, uns zur Verzweiflung zu bringen. Kannte
er doch einfach nicht die „Tram Station“, zu der wir wollten. Ist in einer
Stadt, in der es etwa drei Stück davon gibt, auch relativ schwierig. Ich
zweifel schwer daran, dass die Jungs abends überhaupt nach Hause zurück finden.
Wir einigten uns also auf eine andere Station, die ihm bekannt zu sein schien
und auch viel weiter weg war. Was soll`s. Während der nun folgenden 10 Minuten
Fahrt erfuhren wir dann, dass unser Fahrer aus Pakistan war (hatten wir bis
dahin gar nicht erwartet), er deutsche Autos mochte und vor allem CRICKET! Sehr
überrascht waren wir in diesem Zusammenhang über eine Geschichte, die in den
Kreisen der pakistanisch/indischen Cricket-Fangemeinde kursiert. So soll der
Führer ( ja, Der!) eine deutsche Cricket-Mannschaft vor die Wand gestellt
haben, da sie einfach zu schlecht war und dies dem Ansehen unserer überaus
mächtigen Rasse geschadet hätte. Nun gut dachten wir, der Grund klingt ja
plausibel. Wer würde nicht so handeln? Aber wir versuchten dennoch, dieses
Ammenmärchen aufzuklären und weniger über Cricket zu erfahren. Nur plapperte
der Kerl einfach weiter. „Do you like cricket, my friend?“ Hm...no! Gespräch
beendet, Ziel erreicht und einen ziemlich enttäuschten Taxifahrer zurück
gelassen. Auf nach Liverpool!
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