Nach dem Oldham Spiel ging es für unsere
Reisegruppe nun also nach Liverpool. Da wir noch nie dort waren und ein Spiel
mit Millwall in den kommenden Jahren eher aussichtslos erscheint, einfach mal
ein billiges Hotel an den Docks gebucht und einen preiswerten Zug zurück. Hier
sei mal die britische Bahn gelobt! Während die ganzen komischen Lockangebote
der Deutschen Bahn meist nie verfügbar sind, kann man bei früher Buchung bei
einem Unternehmen wie „Virgin Trains“ einiges an Kohle sparen. 12 Pfund kostete
uns die knapp 400 km Fahrt von Liverpool nach London. Eigentlich unschlagbar.
Vergisst man dies jedoch, kostet so ein Ticket schon mal 160 Pfund. Eigentlich
unglaublich!
Abends unser niedliches Dreibett-Zimmer
bezogen wurde (dieser Umstand sollte sich für die Personen mit „leichten
Schlaf“ noch rächen), machten wir uns gleich mal auf eine Erkundungstour
durch`s Albert Dock und die Innenstadt. Um es Vorweg zu nehmen, die Stadt
benötigte nicht einmal zwei Stunden, um ihrem schlechten Ruf in Bezug auf
Kleinkriminelle zu untermauern. Gerade hatten wir im zweiten Pub des Abends ein
Bier geordert, standen auf einmal zwei Typen im Laden und droschen aufeinander
ein. Patient Nr.1, eine typische englische Ghettolarve. Jogger, Kapuzenpulli
und ziemlich Jung. Patient Nr.2, um die 40 Jahre alt und eher das, was man sich
bei uns unter einem englischen Fussballhauer vorstellt. Patient Nr.1 hatte
jedoch nicht wirklich ein Chance gegen seinen Kontrahenten. Trotz einer
eleganten Flugeinlage in den Nachbartisch. Dafür 10 Punkte von uns. Nachdem
Patient Nr. 1 endlich des Feldes verwiesen wurde und lautstark auf eine
Wiederholung vor der Tür pochte, gesellte sich ein dritter Protagonist dazu,
der ähnlich seinem unterlegen Kumpel gekleidet war. Kommt in den Pub, zeigt auf
Patient Nr.2, kramt ziemlich auffällig in seinen Taschen und kommt ein paar
Schritte auf „Nr.2“ zu. Um dann doch, wohl wegen des CCTV, den Rückwärtsgang
einzulegen. Natürlich nicht ohne „Nr.2“ zu drohen. Jedem in dem Laden war wohl
klar, was der Assi da in seiner Tasche hatte und was er damit machen wollte.
Die Jungs hatten tatsächlich versucht den Kerl abzuziehen. Mitten im
Stadtzentrum. Das war schon eine sehr seltsame Situation. Da soll sich nochmal
jemand über die furchtbaren Zustände in Deutschland beschweren. Gegen den
Schock gab's noch schnell ein Bier und dann wurde auch der Weg in die Koje
angetreten.
Der Montagmorgen startete ausnahmsweise nicht
mit dicken Schädel, nur hätten zwei Mitglieder aus unser Gruppe sicher etwas
mehr Schlaf vertragen können. Angeblich hat der 3. in der Gruppe etwas laut
geatmet beim Schlafen. Was soll man machen....ab in den Pub, Frühstücken und
die Stadt mal bei Tageslicht in Augenschein nehmen. Leider zog es der „Manager“
vor, nach dem Frühstück schon wieder in seinen Billigflieger in Richtung Berlin
zu steigen und ließ uns in diesem Schmelztiegel des Bösen allein zurück. Für
uns ging es erst mal auf einen kleinen Stadtrundgang zum Bahnhof Lime Street
und von dort wieder zurück in Richtung Hafen. Man muss schon sagen, die Stadt
hat 'ne Menge Charme. Ich würde fast sagen, mehr als Manchester. Hafenstädte
sind ja generell etwas spezieller. Geht man allerdings mal etwas die
Seitenstraßen entlang, finden sich schon einige Schmutzecken. So etwas sucht man
im Londoner Stadtzentrum meiner Meinung nach eher vergeblich.
Am Hafen
angekommen entschieden wir uns für eine kleine Hafenrundfahrt auf dem Mersey. 8
Pfund pro Nase sind für 50 Minuten nicht gerade billig, aber was willste sonst
machen? Dafür gab es immerhin einen schönen Blick auf die „Waterfront“ der
Stadt. Sprich die Skyline am Ufer des Merseys. Ihres Zeichens UNESCO
Weltkulturerbe und anlässlich Liverpools Status als Kulturhauptstadt 2008
mächtig auf Vordermann gebracht. Daneben wurde bei jedem Stopp der Fähre das
Lied „ A Ferry cross the mersey“ herunter gedudelt. Der Kapitän dieses Kutters
ist wirklich nicht zu beneiden.
Zurück am Ufer wurde, nach dem zweiten Pub des
Tages, das Maritim Museum auf dem Albert Dock angesteuert. Neben der Geschichte
der Seefahrt, die für Liverpool als einem der größten Häfen im UK einfach dazu
gehört, beheimatet das Museum auch eine Ausstellung zu einem weiteren Thema das
unmittelbar mit der Geschichte der Stadt verbunden ist. Der gemeine Fussballfan
würde nun wohl etwas Teppichmesser und Diebe erwarten, aber es geht um die
Sklaverei. Dabei spielte Liverpool wohl eine immense Rolle und tat sich danach
auch über Jahre hinweg sehr schwer damit die eigene, dunkle (Achtung Wortwitz),
Geschichte aufzuarbeiten. Es ist ihr aber in einer sehr guten Ausstellung
gelungen, wie ich finde. Neben den Lebensbedingungen der Sklaven, wird auch
ihre Rolle bzw. ihr Einfluss auf die heutige Kultur des Landes beleuchtet. Ein
unbedingtes Muss für jeden, der in Liverpool verweilt! Im Großen und Ganzen
hätte die Stadt sicher noch einiges mehr zu bieten gehabt, speziell an
Museen.Aber irgendwann ist eben einfach die Lust raus und ein Bier muss her.
Die letzten zwei Stunden in der Stadt wurden daher nochmal den Kneipen
gewidmet, bevor es wieder in Richtung London ging. Zum letzten Spiel unseres
„Wochenendes“.
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