Jedes Jahr, bevor der Spielplan
raus kommt, wartet man wie gespannt und hofft auf ein paar schöne Ansetzungen.
Um dann enttäuscht festzustellen, dass mal wieder alles Rotz ist. Wenn was
schönes dabei ist, passt meist die Zeit nicht oder es ist gerade kein Geld da.
So auch diese Saison. Wobei sich die interessanten Paarungen in Millwalls Liga
im Moment wirklich sehr in Grenzen halten. Irgendwann kommt sicher mal wieder
was Gutes. Also hieß es Schadensbegrenzung betreiben und etwas nettes suchen,
was irgendwie machbar ist. Und siehe da….am Samstag den 30.11., sollten die
Londoner in Leicester ran und am darauf folgenden Dienstag zu Haus gegen
Forest. Top! Die Rahmendaten standen also und die Flüge waren schnell gebucht.
Und was macht man in der Zwischenzeit? Pubs, Fussball und fremde Städte
besuchen. Auch hier waren schnell Alternativen gefunden. So wurden Tickets für
das Spiel Oldham vs Bradford geordert sowie Hotels und Züge in Nottingham und
Liverpool gebucht. Bei der Tour konnten nicht mal der Manager aus dem Spreewald
und mein Zigeuner Freund aus Offenbach ablehnen.
Freitag, den 29.November, dann
also Startschuss für die Gesellschaft. Während meine Wenigkeit ganz dekadent
via Luxemburg und London City Airport anreiste, mussten die anderen beiden mit
den Flughäfen außerhalb des Stadtzentrums vorlieb nehmen…so ist's Recht!
Treffpunkt 20 Uhr am altbekannten und beliebten Market Porter am Borough
Market. Dort stießen dann auch unsere Londoner Kumpels dazu und das Bier konnte
erstmals an diesem Wochenende in rauen Mengen in unsere Bäuche laufen.
Nach
einer kurzen Nacht im äußersten Südosten der Stadt saß man schon wieder in der
Bahn von London Euston in Richtung Mildands. Ich glaub, die Fahrt innerhalb
Londons war fast genauso lang wie die eigentliche Fahrt nach Leicester. Aber so
ist das wohl in Großstädten. Nach kurzer Fahrt und ein paar Büchsen Bier war
das mittelenglische Pendent zum Londoner Osten schon erreicht und überraschte
mit unerwartet schönem Wetter. Der Wettergott scheint es wirklich gut mit
Englands größten Drecklöchern zu meinen. So sah die Stadt wenigstens nur halb
so traurig aus wie sie eigentlich war. Je nach Sichtweise ist Leicester ein
weiterer Beweis für die Schlagkraft der deutschen Luftwaffe der 40er Jahre.
Aber warum soll'n nur die Deutschen mit kaputt gebombten (und später wieder
hässlich aufgebauten) Städten leben? Also schnell die Tasche am lokalen
Busbahnhof eingeschlossen und ab in den Pub. Nebenbei fragen wir uns noch
immer, wo die Logik von teuren Gepäckscannern an Bahnhöfen ist ( 7-9 Pfund pro
Gepäckstück), wenn aber große Busbahnhöfe von so etwas ausgenommen sind und man
in riesige Gepäckfächer drei große Gepäckstücke für zwei Pfund packen kann.
Ziemlich viel Platz für eine Bombe. Vermutlich schließt man derlei Gefahren
aufgrund der Bevölkerungsstruktur der Stadt einfach aus.
Im Pub dann das
Übliche, knapp vier Stunden vor Spielbeginn Verköstigen der regionalen
(flüssigen) Erzeugnisse. Klar dass man auf dem Weg zum Stadion dann doch
kleinere Schwierigkeiten mit der inneren Balance hatte. Allah sei Dank traf man
unterwegs zwei Jungs, die vom langen Weg genau so genervt waren wie wir und
mich und den Manager auf 'ne Taxi-Tour einluden…oder haben wir uns selbst
eingeladen? Auf jeden Fall sehr nette Jungs, die schon etwas verwundert guckten,
als man ihnen sagte, dass wir extra aus der BRD kommen, um ihren komischer
Verein zu unterstützen. Würde mir vermutlich auch so gehen, wenn ich Engländer
in Cottbus sehe. Kurz zusammengerissen und ohne Probleme die Eingänge geraden
Schrittes passiert und schon konnte es losgehen. Im Gästeblock etwa 5-600
Anhänger aus London. Würde ich so schätzen. Aber mein Blick war auch etwas
getrübt. Der trübe Blick wurde jedoch in Richtung Spielfeld immer klarer. Die
zweite englische Liga ist sicher nicht bekannt für starken Fußball, aber das
war schon unheimlich schlechtes Niveau, was dort gespielt wurde. Auch
atmosphärisch war auf beiden Seiten nicht viel los. Insgesamt war das ganze
genau so schlecht wie erwartet.
Nach Halbzeit 1 und dem ersten Tor für Leicester
zogen der Manager und ich es vor, wieder den Pub aufzusuchen. Was soll man
sonst machen? Da das einzige Taxi vor dem Stadion bereits bestellt war, blieb
uns nichts anderes übrig, als den Fahrer so lang zu nerven, bis er uns ein
anderes bestellte....Da stellen die sich irgendwie total blöd an. Während wir
da also standen und warteten, unterhielten wir uns etwas mit dem Herren, da
sich herausstellte, dass dieser in seinem früherem Leben ca. vier Jahre in
Frankfurt-Höchst lebte. Unser Argumentation, dass er seine Lebensqualität mit
dem Umzug nach Leicester nur unwesentlich verbessert habe, hatte er nur wenig
entgegenzusetzen. Er wusste einfach, dass er scheiße dran war. Nachdem dann
auch der Offenbacher nach ähnlich langer Odyssee wieder zu uns gestoßen war, bestieg
man schon wieder den Zug nach Nottingham, um dort das Nachtleben zu prüfen.
Im
Verlaufe des Abends rächte sich dann so langsam der frühe Beginn unserer
Zecherei. Dennoch war`s mal ganz nett, ein paar Clubs in Nottingham auf ihre
Tauglichkeit zu prüfen. Speziell was das weibliche „Inventar“ angeht, kommt
Man(n) nur schwer aus dem Glotzen raus. Die Mädels auf der Insel legen
definitiv sehr viel Wert auf ihr aufreizendes Outfit wenn sie sich aus dem
Leben schießen. Gefällt! In Bewegung haben wir diese dann hauptsächlich in so
'nem komischen „Disko Revival“ Schuppen sehen können. Gleiches gilt für das
Balzverhalten des Herren aus der Frankfurter Vorstadt, welcher unter den
Klängen von „12000 J***n in Bordeaux“ über den Dancefloor fegte….doch das ist
ein anderes Thema.
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